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Dynamische Zielfernrohre in den Bereichen von Einfacher Vergrößerung 8fach haben in der Regel alle ein Problem: Sie sind ein Kompromiss. Man hat kein echtes Rotpunktvisier, man hat keine große Reichweite mit dem Glas, geschweige denn genügend Licht auf Grund des meist kleinen Objektives. Die Mankos sind allgemein bekannt und oft in diversen Foren diskutiert – was ist besser, was das ideale Setup für IPSC, Short-to-Midrange und so weiter. Die eingefleischten Rotpunktvisier-Schützen tauchen dort auch früher oder später auf und setzen den Diskussionen ein Ende, mit einer Aussage, die auf viele Gläser in der Kategorie Low-Magnification zutrifft: Zu schwer, ungenügend beleuchtet und vor allem viel zu kleine Eyebox. Die Firma Kahles aus Österreich zeigt, dass es auch anders geht und hat uns zum Testen ein Kahles K15i 1-5×24 Zielfernrohr zur Verfügung gestellt. Hier ist der Bericht.

Da wir in der Regel führige Halbautomaten schießen, liegen Gläser mit geringer bis mittlerer Vergrößerung genau in unserem Kerninteressensgebiet. So ist es kein Wunder, dass wir bereits einige Erfahrung in diesem Segment sammeln konnten und durch etliche Scopes geblickt haben. Ob das nun Geräte in der unteren Preisklasse wie das Vortex Strike Eagle oder dem von uns getesteten Optisan CX6 (HIER die Review) waren, Burris, Bushnell und Co. aus dem Mittelfeld und z.B. Schmidt & Bender aus der Oberklasse – all diese Zielfernrohre haben ein tolles Bild solange, bis man durch ein Kahles K15i geschaut hat.

Aber hübsch eines nach dem anderen – wir starten mit den Kerndaten des Glases.kahles-10Das Kahles K15i kommt mit einer Vergrößerung, die von 1-Fach bis 5-Fach reicht. Dabei hat es einen Objektivdurchmesser von 24mm. Das Glas ist ca. 28cm lang und verfügt über einen Mittelrohrdurchmesser von 30mm. Der Augenabstand beträgt sagenhafte 95mm, wobei sich die Dioptrien von +2 bis -3.5 dpt verstellen lässt. Beleuchtet ist das K15i natürlich auch, schließlich ist es als Rotpunktvisier mit 1x nutzbar. Das Gewicht des Zielfernrohrs ist mit 480 Gramm ausgewogen, nicht zu schwer aber trotzdem robust und für härtere Ansprüche ausgelegt.kahles-11Hier noch einmal die Daten auf einen Blick:

Vergrößerung: 1-5x

Objektivdurchmesser: 24 mm

Sehfeld: 42.3 m                   1x auf 100 Meter

08.0 m                  5x auf 100 Meter

Augenabstand: 95 mm

Dioptrieausgleich: 2/-3.5 dpt

Dämmerungszahl: 3.1 – 11.0 DIN 58388

Treffpunktkorrektur per Klick: 0.36 inch (100yds)

10 mm

.1 MIL

Verstellweg (H/S): 2.2 / 2.2 m

Mittelrohrduchmesser: 30 mm

Länge: 278 mm

Gewicht: 480 g

Absehen in Bildebene: 2

Beleuchtet: ja

Garantie: 11 Jahre

Nachdem nun klar ist, was wir da in den Händen halten, wird das ZF erst einmal genauer unter die Lupe genommen. Als erstes fällt das schlanke und minimalistische Design auf. Die Verstelltürme sind extrem flach und verfügen über eine wasserdichte Abdeckung.kahles-12Die Justierung für die Seiten- und Höhenlage erfolgt in 0.36 inch (auf 100 Yard) bzw. 1cm auf 100 Meter. Dabei kann um 2,2 Meter justiert werden. In der Regel schießt man ein Zielfernrohr auf 100 Meter ein und hat dann diese Einstellung als Basis. Damit man sich das nicht merken muss, gibt es die sogenannte 0 Stellung oder das Zero Return. Dabei wird das Glas eingestellt und anschließend die Skala an der Verstellung auf 0 gedreht, in dem man einen Mechanismus betätigt, um nur die Skala zu drehen und nicht die Einstellung zu ändern. Im Falle des Kahles K15i wird in der Mitte mit Hilfe einer Patronenhülse, eines Cent Stücks oder eines Schraubendrehers die Arretierung gelöst, die Skala auf 0 gesetzt und anschließend die Arretierung wieder verriegelt. So hat man das 100 Meter Zero auf 0 und kann nun beliebig verstellen, wenn es z.B. auf 300 Meter verstellt werden soll. Nach dem Einsatz muss man einfach nur wieder auf 0 zurückdrehen und das Gewehr schießt wieder punktgenau auf 100 Meter.

kahles-13Die Beleuchtung erfolgt stufenlos über den linken Turm. Auch wenn es auf den Bildern nicht so wirkt, ist die Beleuchtung ordentlich hell. Sie ist definitiv als Tageslichtbeleuchtung zu gebrauchen, allerdings schlechter als die eines „echten“ Rotpunktvisieres. Dazu muss man natürlich sagen, dass ein ZF mit Beleuchtung in der Regel immer ein eingeätztes Absehen hat, was immer sichtbar ist, und die Beleuchtung nur zur schnelleren Auffindung dient. Zusätzlich hilft bei grellem Tageslicht neben einem einfachen Punkt ein zusätzlicher Kreis um den Punkt herum – der sogenannte Circle Dot. Dieser ist bei dem hier gezeigten Absehen SM2 nicht vorhanden, aber andere Absehen können selbstverständlich gewählt werden – dazu später mehr. Betrieben wird die Beleuchtung mit einer CR2032 Batterie, die ca. 34 Stunden auf höchster Leuchtstufe und 350 Stunden auf niedrigster Stufe hält. Hier kann dann eine Ersatzbatterie in der rechten Turmabdeckung mitgeführt werden.

Zur Verstellung der Vergrößerung steht ein griffiger Ring zur Verfügung, der genau den richtigen Wiederstand hat. Zusätzlich zur Riffelung des Rings wurde eine Finne verbaut, die ein blitzschnelles Verstellen ermöglicht – das geht alles präzise und fein mit den Fingern -auch im Handschuh- oder aber mit der ganzen Hand fest um den Ring gepackt.

Bevor wir uns dem Absehen und Blick durch das Glas widmen, verweilen wir noch kurz am Ring des Okulars. Dieser dient zur Dioptrien Anpassung und kann von +2 bis -3,5 dpt verstellt werden.Der Blick durch das Glas macht vor allem erstmal klar: Wir sind viel zu nahe dran. Also die korrekten 9,5cm Augenabstand eingehalten und siehe da, ein scharfes Bild. Aber nicht nur scharf – es ist absolut brillant. Wir haben es oben bereits erwähnt, so etwas ist uns noch nicht untergekommen. Randscharf und klar sicher, aber so wie dieses? Nein. Dazu kommen noch der schmale Gehäuserand und der hohe Augenabstand, der das Glas nahezu gleich der Bedienung eines Rotpunktes setzt. Hier muss man dank einer gewaltigen Eyebox nicht suchen, sondern bekommt den Punkt quasi auf die Netzhaut gebrannt.

Die Eyebox ist übrigens der imaginäre Bereich vor dem Okular, in der man anfängt den Punkt oder das Absehen zu sehen. Auch wenn man noch kein vollständig klares Bild hat, ist der Punkt schon sichtbar und es kann geschossen werden. Dieses Verhalten wird immer dann zum Vorteil, wenn man aus ungewöhnlichen oder verwinkelten Schusspositionen agieren muss. Je kleiner die Eyebox, desto genauer muss der Kopf hinter dem Visier platziert werden, was in manchen Schusspositionen nicht immer möglich ist.

Normalerweise wären diese Punkte alleine schon ausreichend, um ein Top Glas zu definieren, aber nein – hier kommt dann noch das unglaublich weite Sehfeld von 42 Metern 1x auf 100 Meter Entfernung hinzu und immer noch beachtlichen 8 Metern auf 5x.kahles-9Das hier verwendete Absehen nennt sich SM2. Der große Zielpunkt macht die primäre Verwendung im Nahbereich deutlich, allerdings kann man das Absehen auch auf Distanz verwenden. Hier wird allerdings gerade im sportlichen Bereich klar, dass der Punkt relativ viel vom Ziel abdeckt und nicht die erste Wahl bei Präzisionsarbeiten sein wird. Bei höchster Vergrößerung von 5x deckt der Punkt auf 100 Meter ganze 7cm ab. Die weiteren Details kann man sich im angefügten Schaubild des Absehens anschauen. An dieser Stelle möchten wir Euch auf das SI1 Absehen hinweisen, welches unserer Meinung nach die ideale Kombination aus Geschwindigkeit und Präzision darstellt. Mit dem SI1 hat man einen kleinen 1,2 MOA Punkt (5x) für genaues Schießen und einen Kreis darum, der wie auch beim schnellsten Reflexvisier -dem Eotech- das Zielerfassen massiv beschleunigt. Zusätzlich gibt es dort noch einen kleineren, nicht beleuchteten Kreis zum Zielen und unter dem Circle Dot zusätzliche Dreiecke als Haltepunkte. Alles in allem also ein hervorragendes Absehen, was wir uns sicher auch noch mal im Detail ansehen werden.kahles-8In der Praxis konnten wir jetzt mehrere Monate das Glas testen, was wir auch ausgiebig gemacht haben. Primär auf einem AR15 im Einsatz hat das Glas sowohl im Nahbereich, als auch auf 50, 100 und 300 Metern eine gute Figur gemacht. Das Absehen empfanden wir ab 100 Metern etwas störend beim sportlichen Schießen auf BDS-Scheiben, da der Punkt doch recht viel verdeckte. Gerade wenn nicht aufgelegt geschossen wurde, war das eine echte Herausforderung, für diesen Einsatz sollte auf jeden Fall ein anderes Absehen aus der Palette in Betracht gezogen werden.kahles-7Auf den meist dunklen Schießständen war die Optik selbst immer hell genug und dank der hohen Randschärfe auch gut einsetzbar. Die stufenlose Beleuchtung passte ebenfalls perfekt ins Bild und ermöglichte eine feinere Einstellung, als dass mit einer Stufen-Schaltung möglich wäre.

Die Wiederholgenauigkeit der 0 Stellung beim Wechsel zwischen den Distanzen haben wir mit einem Schießbock geprüft, auch hier gab es nichts zu beanstanden.

FAZIT: Alles in allem ist das Kahles K15i ungelogen das beste und schnellste Low Power Glas, dass wir bisher benutzt haben. Für ein halbautomatisches Gewehr im Kaliber .223 oder 308 können wir es nur wärmstens empfehlen, auch wenn es nicht gerade günstig ist. Dafür hat man ein absolutes Top Produkt, dass kaum Schwächen hat und dem Schützen ein unglaubliches Sehfeld beschert. So etwas haben wir bisher nur mit reinrassigen Rotpunktvisieren erlebt, die ja auch schließlich auf diesem Gebiet die Experten sind. Die Beleuchtung und Batterielebensdauer sind die einzigen Schwächen, wobei man natürlich dazu sagen muss, dass dies nur im Vergleich zu Rotpunkten zählt – gegenüber Zielfernrohren hatten wir bisher kein Glas in der Hand, was heller beleuchtet war. Wer alle Daten und das Absehen haben will: HIER ist das Datenblatt zum Kahles15i.

Das Kahles K15i bekommt man bei allen Händlern die Kahles führen zwischen 1.600 und 1.900€. Ein stolzer Preis, der aber absolut gerechtfertigt ist, wie wir denken. 

Vielen Herzlichen Dank an die Firma Kahles, die uns das Testexemplar zur Verfügung gestellt hat. Weiterhin danken wir dem Schießsportcentrum Heusenstamm, wo wir immer herzliche Unterstützung bekommen.

KAHLES im Internet: www.kahles.at/de/kahles-der-zielfernrohrpionier/kahles-2