„WoMan At War“ zeigt eine Sonderschau im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum. Gezeigt werden Bilder aus der Zeit des Ersten Weltkrieges (o.: zwei Frauen als Kriegsfreiwillige der Ukrainischen Legion). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich trotz zahlreichen Widerstandes bereits durchaus neue Dienstleistungsberufe wie Verkäufer oder Sekretär auch für Frauen und Mädchen eröffnet, die zunehmend auch verstärkt in die bisher ausschließlich männlichen Büros strömten. In der Familie galt der Mann jedoch weiterhin als das alleinige Oberhaupt, dem primär die Rolle des Ernährers zukam und dessen Anordnungen sich die Familie unterzuordnen hatte. Obwohl zahlreiche Institutionen sich darum bemühten, gerade den Töchtern aus dem Bürgertum eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, um ihnen damit letztlich auch zu mehr Unabhängigkeit zu verhelfen, blieb für junge Frauen die Berufstätigkeit zumeist nur eine sehr kurze Phase, die mit der Eheschließung unmittelbar wieder ihr jähes Ende fand. Der Erste Weltkrieg sollte auf diese gesellschaftlichen „Normen“ jedoch großen Einfluss nehmen:

2010_42_116_33Bei Kriegsausbruch 1914 herrschte zunächst noch eine aus heutiger Sicht schier unverständlich anmutende Kriegsbegeisterung, die nachhaltig von der Kriegspropaganda aufrechtzuerhalten gesucht wurde. Beliebte Motive bildeten dabei immer wieder Frauen in patriotischer Darstellung, die man sich auf diese Art für die Kriegsführung zunutze machte. Andererseits erschienen gerade Frauen und Kinder bei Kriegsbeginn besonders schutzbedürftig. In Wirklichkeit bedeutete der Abschied von dem in den Krieg ziehenden Mann, so schmerzlich er auch sein mochte, einen weiteren, wichtigen Schritt zur Aufwertung der Frau, da sie nunmehr allein die Familie und damit die Existenz selbiger sichern musste. Ihr oblagen damit aber auch das alleinige Sorgerecht um die Kinder sowie die wirtschaftliche Verantwortung für Wohnung, Haus oder Hof.

In Österreich-Ungarn erfolgte der Einsatz von Frauen und Mädchen im Frontgebiet ausschließlich auf freiwilliger Basis, sei es, dass sie durch die feindlichen Linien schlichen, um Informationen über den Gegner zu sammeln, sei es, dass sie die kämpfenden Truppen mit Lebensmitteln und Wasser in ihren jeweiligen Stellungen versorgten oder dass sie in zivilen und militärischen Dienststellen eingesetzt wurden, um so die benötigten Männer für die Front freizumachen. Im Grunde war aber weder in der k. u. k. Armee oder der k. k. Landwehr noch in der k. u. Honvéd der Einsatz weiblicher Soldaten als regelrechte Kombattanten vorgesehen und auch nicht erwünscht. Allein der Krieg erforderte den Einsatz zahlreicher Frauen in der Verwundeten- und Krankenpflege, teilweise auch direkt an der Front.

2010_42_113_89Um die rasch steigenden Verlustziffern auszugleichen, wurden immer mehr Männer in den Krieg geschickt, und Frauen drangen daher – zumeist nolens volens – in Tätigkeitsfelder vor, die bisher ausschließlich nur für Männer in Betracht gezogen worden waren. So gehörten bald Tramwayfahrerinnen, Briefträgerinnen oder Straßenarbeiterinnen zum gewohnten Alltag während des Krieges. Die Frauen drängten zu dieser Arbeit, allerdings nicht nur aus Patriotismus, sondern vielmehr auch aus der Not heraus. Denn sie trugen im Grunde die Hauptlast an der Heimatfront. Überall dort, wo der Bedarf oder die Nachfrage am größten war, wurden Frauen verpflichtet – mit einer niedrigeren Entlohnung. Argumentiert wurde dieser Umstand zumeist damit, dass Frauen auf Grund ihrer schwächeren körperlichen Konstitution weniger leisten würden.

Skodawerke+,Pilsen_+HGMDiese letztlich kriegsbedingt außerhäusliche Berufstätigkeit – oben: Frauen in den Skodawerken in Pilsen als Munitionsarbeiterinnen – sahen manche Frauen aber oftmals auch als Chance für Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung. Viele gingen daher aus dem Ersten Weltkrieg mit gestärktem Glauben an sich selbst heraus und meinten, einen gewaltigen Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung getan zu haben. Bei der Frauentagsversammlung vom 24. März 1918 in der Wiener Volkshalle fasste die Frauenrechtlerin Adelheid Popp in ihrem Referat die Situation der Frauen mit folgenden Worten zusammen: „Zum Wählen zu dumm – aber zur Arbeitspflicht für das Kriegführen gescheit genug“ und stellte fest: „Als Männerersatz haben die Frauen überall Verwendung gefunden, wo menschliche Arbeit gebraucht wird. Schweres und Unmenschliches haben die arbeitenden Frauen im Krieg erduldet. Die hergebrachten Redensarten aber von der Frau, die ins Haus gehöre, könnte man endlich aufgeben …“ Allein die Realität sah anders aus und bald mussten die Frauen erkennen, dass die erbrachten Leistungen vielfach doch nur als billiger Ersatz für die Arbeit der Männer betrachtet worden war und den Heimkehrern gegenüber den weiblichen Arbeitskräften letztlich wieder der Vorzug gegeben wurde.

WoMen At War – k. u. k. Bilder 1914 – 1918

Sonder-(Foto)Ausstellung von 14.03. bis 29.09.2013. Alle Infos: Heeresgeschichtliches Museum Wien