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Bereits vor hunderten Jahren suchten die Menschen nach einer Möglichkeit, sich vor Gefahren und schädigenden Einwirkungen zu schützen. sowohl bei der Jagd, wie im Krieg oder gegen Verbrechen. Schutzwesten wurden schon immer gefertigt. Wir alle kennen das Bild vom Ritter auf hohem Ross, umhüllt von seiner stählernen Rüstung oder einem Plattenpanzer. Davor wurden Felle und Leder zu einfacher Schutzbekleidung verarbeitet, was nichts Anderes als eine sehr primitive Form einer Schutzweste darstellte. Heute stehen Herstellern weit bessere und hochwertigere Materialien und Produktionsverfahren zur Verfügung und bei der Vielzahl an diversen Anbietern unterschiedlicher Modelle verliert man als schutzwilliger Käufer schnell den Überblick. Um ballistische Schutzwesten ranken sich häufig eine Vielzahl von Mythen und Annahmen. In diesem Artikel erläutert Sicherheitsberater Michael Zeitler die wichtigsten Punkte und Auswahlkriterien zum Kauf einer geeignete Schutzweste für den individuellen Sicherheitsbedarf.
Sicherheit ist ein Gefühl – aber eben nicht nur. Kugelsichere Westen gibt es nicht. Laien wiegen sich häufig in „Sicherheit“ beim Gedanken eine ausgemusterte „Polizeiweste“ zu tragen. Dabei ist dieser Umstand mehr als zweifelhaft. Warum das so ist, dazu weiter unten mehr. Wenn überhaupt, gibt es beschusshemmende Westen. Wir wollen uns auf die Bezeichnung „Ballistische Schutzweste“ festlegen.
Eine solche Weste schützt den Träger bis zur angegebenen Schutzklasse vor der tödlichen Wirkung von Projektilen. Und hier liegt auch schon die Kernaussage: Als Träger einer Schutzweste erhalte ich lediglich die Chance zu überleben. Keineswegs aber kann eine Weste „schusssicher“ sein. Man sollte sich also vor Anbietern und Händlern, die mit Begriffen wie „kugelsicher“ oder „schusssicher“ hantieren, hüten. Hierbei handelt es sich häufig um unseriöse Verkäufer mit mangelndem Fachwissen.
Um eine geeignete Schutzweste zu finden, muss zuerst der persönliche Bedarf ermittelt werden. Es gibt nicht „die beste Weste“ oder „die beste Schutzklasse“. Alle Variationen haben entsprechende Vor- und Nachteile. Wichtig ist zu wissen, wofür die Schutzweste überhaupt ballistischen Schutz bzw. ggf. Stichschutz benötigt.
Die enorme Energie, die durch die Weste beim Aufprall des Projektils absorbiert wird, wirkt trotz hochwertiger Materialien dennoch gegen den Körper des Trägers. Ein sogenannter Schockabsorber mindert diesen Effekt in hohem Maß. Stumpfe Traumata und teils schwere Verletzungen sind bei einem Getroffenen trotzdem nicht auszuschließen.
Folgende Fragen helfen, bei der Auswahl eines geeigneten Modells:
Diese Fragen dienen als eine Art Checkliste, um die Auswahl angebotener Produkte sinnvoll einzugrenzen. Wer als Sicherheitsmitarbeiter tätig ist, hat andere Voraussetzungen als ein anderer im privaten Gebrauch. Wer öfters im Ausland und insbesondere in Krisengebieten tätig ist, beispielsweise als Journalist oder Reporter, hat selbstverständlich ein höheres Risiko. Jedoch ist die offene Trageweise hierbei kein Problem und es gibt somit mehr Möglichkeiten, sogenannte „Hartballistik-Einlagen“ nachzurüsten und somit eine höhere Schutzklasse zu erreichen.
Damit sollten nun die wichtigsten Fragen zur Auswahl der geeigneten Schutzklasse geklärt sein. In Deutschland gibt es insgesamt vier offizielle Schutzklassen:
Schutzklasse 1 ist die am gängigsten genutzte Variante und kommt bspw. unter anderem bei der Polizei in Deutschland zum Einsatz. Vorab sei gesagt, dass zwischen folgenden zwei Kategorien unterschieden werden kann:
Zur Herstellung ballistischer Schutzwesten werden in der Regel sogenannte Aramide verwendet. Aramidfasern zeichnen sich durch eine oftmals sehr hohe Reißfestigkeit und Bruchdehnung aus. Desweiteren sind sie hitze- und feuerbeständig und schmelzen bei hohen Temperaturen nicht. Ein bekanntes Beispiel ist Kevlar, der seit Jahrzehnten für die Herstellung von Schutzbekleidung verwendet wird.
Wozu dann Hartballistik, ist die Frage? Beim Einsatz niedriger Schutzklassen, bei denen lediglich Weichballistik verarbeitet wurde, können Projektile aus herkömmlichen Kleinwaffen in der Regel abgefangen werden. Bei Langwaffen-Projektilen dagegen (bspw. Kalaschnikow) sieht es schlecht aus. Hierzu werden zusätzlich sogenannte Hartkeramik-Platten eingesetzt. Entweder in einem zusätzlichen Fach der Schutzwestenhülle oder in sogenannten Plattenträgern (plate carrier, Bild unten) als Stand-alone-Version.
Die Frage erübrigt sich eigentlich von selbst. Wer kein Angehöriger entsprechender Behörden ist, sollte die Schutzweste unbedingt verdeckt tragen. Neben dem Aspekt der erhöhten Auffälligkeit (auch gegenüber der Polizei) könnte ein potentieller Angreifer ansonsten extra auf ungeschützte Körperpartien zielen. Bei verdeckter Trageweise ist dies nicht ersichtlich.
Hinweis: Kauft unter keinen Umständen Billigmodelle oder sogenannte „Polizeiwesten“. Hierbei handelt es sich häufig um ausgemusterte Modelle. Warum ist das so? Die verarbeiteten Materialien verlieren nach fünf bis zehn Jahren ihre Schutzeigenschaften. Dieser Prozess wird durch direkte Einstrahlung von UV-Licht zusätzlich beschleunigt. Eine ballistische Schutzweste sollten Sie immer neu kaufen, niemals gebraucht.
Es ist sehr wichtig zu wissen, dass Stichschutz nur mit zusätzlichen Einlagen erreicht werden kann. Allein eine Schutzweste mit Schutzklasse 1 schützt nicht vor Angriffen mit Messern oder anderen Stoßwaffen. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten.
Sollten der ballistische Schutz vor Projektilen für den Träger im Vordergrund stehen, dann kann er sich zuerst eine entsprechende Weste kaufen und nachträglich aufrüsten. Wichtig hierbei ist, dass er vor dem Kauf mit dem Händler abklärt, ob ein nachträgliches Aufrüsten der Schutzweste mit Stichschutzeinlagen möglich ist.
Alternativ kann man sich eine Schutzwestenhülle kaufen und sie individuell ausstatten mit Schockabsorber, bspw. SK-1 Einlagen, sowie Stichschutzoptionen. Dies erfordert jedoch eine gewisse Fachkenntnis und Erfahrung. Daher Option ist nicht empfehlenswert, sofern der Kaufwillige mit der Thematik bisher noch nie in Berührung gekommen sind.
Nun steht dem Kauf Ihrer Schutzweste nichts mehr im Wege. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten im drei- bzw. vierstelligen Bereich empfiehlt es sich ich Angebote verschiedener Händler zu vergleichen:
Sicherheitshinweis: Die Schutzweste niemals über Reißverschlüssen oder Knöpfen tragen! Diese erhöhen im Ereignisfall den Trauma-Effekt um ein Vielfaches und können zu schweren (inneren) Verletzungen führen.
FAZIT: Eine ballistische Schutzweste ist eine sinnvolle Option, sich gegen bewaffnete Angriffe und Bedrohungen zu schützen. Qualität hat immer ihren Preis – dies gilt insbesondere im Bezug zu vermeintlichen Sonderangeboten. Billigmodelle („Polizeiwesten“) sollten unter allen Umständen gemieden werden. Hinterfragen Sie die Aussagen von Verkäufern und nehmen Sie im Zweifelsfall Kontakt zu einem Fachkundigen oder Experten auf, der Sie bei der Auswahl eines geeigneten Modells beratend unterstützen kann. Bedenken Sie auch, dass dieser Artikel keine persönliche Beratung zum Thema ersetzen kann, sondern als Anhaltspunkt und Richtlinie dient.
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Der Artikel erschien zuerst am Blog von Michael Zeitler. Abdruck mit freundlicher Genehmigung.
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