Andreas Lorenzi betreibt in Wien das traditionsreiche „Lorenzi – feinste Stahlwaren“, wo ihr von taktischen Klingen abwärts bis zum exzellenten Schärfservice alles kriegt, was das Herz des Messerfreundes erfreut. „Sooo, das Victorinox Hunter Pro Alox ist nun auch bei uns angekommen“, postet er auf seinem Facebook. Und das ist sein professionelles Urteil über das neue Messer:

Auf unserer Instagram-Seite (@lorenzi_feinste_stahlwaren) habe ich ja schon angekündigt, dass ich ein paar (konstruktive) Kritikpunkte anzumerken habe, die ich im Folgenden gerne mit euch teilen und zur allgemeinen Diskussion stellen möchte:

Zuallererst sei gesagt, dass das Hunter Pro Alox natürlich kein ganz neues Modell ist, vielmehr ist es nach den Vorgängern mit Gummi- und Holzgriffschalen die nunmehr dritte (wenn auch in einigen Details grundlegend veränderte) Auflage – meine Kritik ist also nicht ganz neu und lässt sich streckenweise auch auf die beiden anderen Modelle der Baureihe ausweiten.

Nur Kritik macht uns besser

Zweitens möchte ich erwähnen – und da sind wir schon genau bei des Pudels Kern, dass ich mich mit dem Messer nur deshalb beschäftige, weil es von Victorinox ist –, würde auf den Griffschalen oder der Klinge das Logo eines der anderen größeren Hersteller, wie z.B. Böker, Herbertz oder Haller prangen, ich würde wohl keinen Gedanken darauf verschwenden, sondern einfach zur Tagesordnung übergehen.

Um nun nicht in einen Fortsetzungsroman epischen Ausmaßes abzugleiten, hier meine Kritikpunkte in absteigender Reihenfolge der von mir wahrgenommenen Dringlichkeit:

1. Einhandbedienbarkeit: Das Messer lässt sich problemlos mit einer Hand öffnen, das Schließen ist aber aufgrund eines verbesserungswürdigen Verhältnisses von Länge der Fehlschärfe zur Größe des Fingerschutzes nicht ganz gefahrlos möglich. Auf meinen diesbezüglichen Hinweis bei Vorstellung des ersten Hunter Pros auf einer Messe, offenbarte mir ein Mitarbeiter, dass sich die Einhandbedienbarkeit nicht notgedrungener Weise auch auf das Schließen beziehe. Nun denn.

2. Klingenstahl: Leider konnte man sich bei diesem Premiumprodukt – was mit EUR 99,– dessen preisliche Einordnung im Gesamtsortiment angeht – nicht auf die Verwendung eines hochwertigeren Klingenstahls verständigen. Der zur Anwendung kommende Klingenstahl (meines Wissens nach 1.4419) enthält unter anderem auch etwas Kohlenstoff (0,36 – 0,42%) und mag für das klassische Sortiment durchgehen, ist aber in Zeiten, in welchen 440C, VG-10, N690 & co. am (preisgünstigen!) Massenmarkt angekommen sind, schlicht unverständlich.

3. Genietete Konstruktionsweise: Jetzt mag man als Konstrukteur von Nietverbindungen überzeugt sein, selbst die einfachsten „China-Kracher“ setzen heutzutage – zurecht – auf Schrauben! So muß z.b. der Clip nicht einmal abbrechen – es reicht, wenn er verbogen ist – und man steht vor einem (unnötigen) Problem.

4. Gestanzte Aluminium-Griffschalen: Jajaja, die Alox-Schalen sind alle auf diese Weise gemacht – und meinetwegen soll es auch hier so sein. Aber in Zeiten, in denen CNC-Teile bei Einwegprodukten Einzug halten, könnte man hier vielleicht auch etwas „nachrüsten“ …

Wie wär es, wenn Victorinox von der Wahrnehmung als „Einstiegsmesser“ weg kommt?

Weder hasse ich Victorinox, noch werde ich von der Konkurrenz bezahlt – ganz im Gegenteil: Die Firma ist mir grundsympathisch und liegt mir sehr am Herzen! Mir tut nur weh zu sehen, dass man hier mit viel Aufwand an dem von mir wahrgenommenen Markt „vorbei produziert“ und damit meine ich jetzt nicht die Victorinox-Hardcore-Fans, sondern den allgemeinen Messerverwender, -interessenten und -liebhaber, der – so wie ich – wahrnimmt, was sich angebotsseitig am Messermarkt tut. Es wäre äußerst wünschenswert, wenn sich die Schweizermesser aus der Wahrnehmung als „Einstiegsmesser“ lösen könnten und den Up-Shopping-Markt nicht gänzlich dem Mitbewerb überließen, sondern auch den technisch anspruchsvolleren Kunden gezielt adressierten. Dieser Versuch ist mit dem vorliegenden Produkt aus meiner Sicht leider nicht ganz gelungen und bleibt hinter seinem Potenzial zurück. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend.

P.S: Gerne stehe ich den diesbezüglich zuständigen Entscheidern für ein direktes Gespräch zur Verfügung! Nur wenn man etwas liebt, geht es einem nah und schmerzt besonders!

LORENZI – Feinste Stahlwaren im Internet: lorenzi.co.at

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