Im August wurde bekannt, dass Mitglieder der Marine Corps Raiders 2017 in einem unbenannten nordafrikanischen Land an Kampfhandlungen gegen Mitglieder der al-Qaida im Maghreb teilgenommen haben. Das United States Africa Command (AFRICOM) bestätigte zwar, dass 2 Marines Auszeichnungen erhalten haben, hielt sich mit weiteren Details, wie dem genauen Ort des Gefechts, aber zurück. Es hieß lediglich, dass die beteiligte Einheit der Marine Raiders während einer 3-tägigen Trainings-, Assistenz- und Beratungsmission in das Gefecht verwickelt worden sei. Allem Anschein nach geht das US-Engangement in Tunesien jedoch weit über reine Ausbildungsmissionen hinaus. Alles spricht dafür, dass die Schlacht am Djebel Semmama, einer Gebirgskette nahe der algerischen Grenze, stattgefunden hat. Dort mussten die US-Streitkräfte ihren ersten Gefallenen in Tunesien seit dem 2. Weltkrieg hinnehmen.

Mehr als nur Berater

Die besagten Kampfhandlungen fanden am 28. Februar 2017 statt. 7 Monate später gerieten US-Spezialkräfte im Dorf Tongo Tongo in Niger erneut in einen Hinterhalt. Gemeinsam mit befreundeten Kräften aus Niger und Tunesien wurden sie in ein Gefecht mit tunesischen Insurgenten und Angehörigen anderer Milizen verwickelt. Obwohl US-Soldaten sowohl am Boden, als auch an der Luftunterstützung beteiligt waren, wurde deren Mitwirkung in der lokalen Presse nicht erwähnt.

Diese Ereignisse, sowie die Tatsache, dass die Präsenz der US-Streitkräfte in Tunesien schon seit viereinhalb Jahren besteht, lassen es unwahrscheinlich erscheinen, dass das US-Militär dort lediglich eine beratende Rolle einnimmt. Die Vorfälle ereigneten sich zudem während tunesischer Offensiven gegen im Gebirge verschanzte Insurgenten.

„Boots on the Ground“ seit 2014

Seit der Revolution 2010 ringt Tunesien um Stabilisierung und Demokratisierung. Die Vereinigten Staaten unterstützen diesen Prozess bisher hauptsächlich mit Hilfe für die tunesische Armee. Diese Hilfe stieg zwischen 2014 und 2017 kontinuierlich an, sodass Tunesien von den Vereinigten Staaten heute mehr Verteidigungshilfe erhält als alle anderen Staaten Nordafrikas und der Sahel-Region, mit Ausnahme Ägyptens. Seit 2014 sind in Tunesien ununterbrochen US-Truppen stationiert. Unter ihnen befinden sich Spezialkräfte und militärische Berater. Ebenso fliegt die Airforce-Abteilung von AFRICOM von Italien aus regelmäßig Aufklärungs- und Überwachungsmissionen über Tunesien.

Kritik an US-Militärpräsenz

Die Zusammenarbeit zwischen Tunesien und den Vereinigten Staaten hat viele Facetten. Neben der oft betonten Ausbildung der tunesischen Streitkräfte im Kampf gegen den Terror wird der Aufbau eigener Verteidigungskapazitäten und einer stabilen Grenzsicherung unterstützt. Die Präsenz von US-Truppen und Drohneneinsätze sind jedoch heftiger Kritik ausgesetzt. Die US-Außenpolitik wird in Tunesien allgemein eher negativ aufgenommen und eine gewisse anti-amerikanische Haltung ist in der tunesischen Gesellschaft weit verbreitet. Auch finden im tunesischen Parlament häufig Debatten um das US-Engagement statt. Dabei geht es vor allem um die Frage der nationalen Souveränität Tunesiens. Vorfälle wie das Gefecht am Djebel Semmama bezeugen außerdem eine weitgehendere Involvierung von US-Streitkräften in tunesische Angelegenheiten, als es AFRICOM bereit ist zuzugeben. Sie tragen auch zu einem wachsenden öffentlichen Bewusstsein über die militärische Expansion der USA am afrikanischen Kontinent bei.

Die ganze Gesichte gibt es HIER.

AFRICOM im Internet: www.africom.mil