AAxbKVG62Lw

In einer Frage sind sich die meisten Survival-Experten ja doch einig: Wenn sie genau ein Ding für ein Worst-Case-Scenario haben wollen/dürften, dann ist es ein Messer – als universelles Werkzeug, das viele Situationen leichter macht.

Das weiß natürlich auch Bear Grylls, der durch seine Serien im Discovery Channel der bekannteste Survivallist der Welt wurde. Und der Brite, der in der Community durchaus polarisiert, verwendet bei seinen Trips an die wilden Enden der Welt natürlich auch eine Klinge, aber nicht irgendeine: In Zusammenarbeit mit der amerikanischen Messermarke Gerber brachte er vor einigen Jahren das „Bear Grylls Ultimate“ heraus und auf den Erfahrungen des ersten Modells aufbauend, ist jetzt das neue „Bear Grylls Ultimate Pro“ erhältlich.

Es gibt einige Unterschiede zwischen den beiden Messer-Generationen: Der wichtigste ist die „Fulltang-Konstruktion“,  dass also die Klinge jetzt bis zum Messerende durchgeht. Das bringt sicher zusätzliche Stabilität ins System und ist ein Feature, das von allen geschätzt, die ihr Messer nicht nur für den Schaukasten kaufen, sondern als kompromissloses Werkzeug verstehen. Verschwunden ist dafür der Wellenschliff, dafür ist der Pro-Nachfolger jetzt doppelt so teuer wie sein Vorgänger.

Aber der Reihe nach und da gibt es einiges Erfreuliches zu berichten: Das „Bear Grylls Ultimate“ versteht sich in erster Linie als Messer und nicht als stahlgewordener Werkzeugkasten mit einem Dutzend mehr- oder weniger nützlichen Funktionen. Das war schon beim „Ultimate“ eine angenehme Überraschung und auch aus dem „Pro“ wurde kein Bärentöter-Survivalmesser im Stil der frühen achtziger Jahre gemacht, die zwar vieles konnten, aber als Messer eigentlich wenig brauchbar waren. Die Klinge wird aus rosthemmenden und schnitthaltigen „Carbon Stainless Steel“ in einem neuen Mischverhältnis (9Crl9MoV) gefertigt und bereits in brauchbarer Schärfe geliefert. Es ist aber durchaus noch Luft nach oben, wenn man sich die Zeit nimmt das Messer mit guten Schleifsteinen gründlich abzuziehen. Das mattschwarze Glasperlenfinish sorgt nicht nur für eine diskrete Optik, sondern macht auch gröbere Beanspruchungen beim Schnitzen gut mit.

Apropos Schnitzen: Durch die genauso stabile wie universelle Drop-Point-Klingenform ist das Ultimate Pro fürs Zuspitzen von Haselnuss-Stöcken genauso geeignet wie fürs Filettieren von Fischen, oder um Löcher in hartes Holz zu bohren.

Das Messer ist in dieser Hinsicht ein echtes Arbeitstier und fühlt sich wohl, wenn es ordentlich hergenommen wird. Der Wellenschliff vom Erstling wird kaum jemandem abgehen. Durch die oben erwähnte Fulltang-Kontruktion steckt es dafür auch Prügel mit einem Knüppel geduldig weg, wenn es also als Axt zum Spalten von Holz verwendet wird – im Netz wird dessen Robustheit auch in diversen youtube-Videos glaubwürdig dokumentiert.

Ein Feinmechaniker ist das Ultimate Pro genauso wenig geworden wie sein Vorgänger: Daran kann auch der prima rutschfeste Griff und die praktischen Ausnehmung vor dem geschliffen Teil der Klinge, durch die man das Messer besser packen und mehr Druck auf die Klinge bringen kann, wenig ändern. Das Ultimate Pro ist hier ein „Presslufthammer“ und kein Poet. Wer ein Messer für die kleinen, feinen Holzarbeiten sucht, findet sicher ein subtileren Gefährten.

Nützlich und konsequent sind dafür die beiden Löcher an der Parierstange: Mittels Paracord kann das Messer an einem längeren Stock befestigt und dieser somit in einen Speer verwandelt werden. Und der Griff aus Stainless-Stil ist schwer und robust genug, um als Hammer verwendet werden. Wohl nicht, um in einer Survival-Situation Nägel einzuschlagen, schon eher um Nuss-Schalen zu zertrümmern und andere Werkzeuge herzustellen. Sicher nicht wichtig als Feature, sondern einmal mehr Ausdruck der allgemeinen Robustheit des Teils.

In die Funktionsecke, die Teil des Ultimate Pro ist, passt auch die (laute) Signalpfeife, die mittels kurzer Schnur am Griffende montiert ist (li. u.), und die Ausnehmung an der Klingenrückseite (re. u.). Diese ist die Reibfläche für den mitgelieferten Feuerstarter, der sehr solide gesichert (Etwas Anheben vor dem Rausnehmen!) in der Nylon-Scheide steckt. Wichtig ist bei diesem die Brünierung zu erst abzukratzen, den sonst liefert er keine Funken.

Die Scheide, die das Messer extrem sicher hält und auch einen wertigen Eindruck macht, kann aber noch mehr: Im Oberteil kann ein komprimierter Bear Grylls-Survival Guide (li. o.) hineingezwängt und mittel einer Lasche wieder herausgeholt werden (wird man wohl nicht zu oft brauchen) und an der Rückseite der Scheide ist ein Schleifstein (re. u.) integriert (schon besser). Letzterer ist sicher kein vollwertiger Ersatz, aber im gehobenen Nice-to-Have-Bereich. Für all diese Zusatzfeatures gilt: Wer sie nicht braucht, den stören sie auch nicht. Und die Funktion des Messers – anders als die hohlen Griffe früherer Generationen an Survival-Tools – wird dadurch nicht beeinträchtigt.

Soweit die inneren Werte. Die äußeren Maße des „Gerber Bear Grylls Ultimate Pro“ seien an der Stelle auch nachgeholt: Das Gewicht liegt bei 389 g, die Grifflänge bei 13,3 cm und die Klingenlänge bei 12,5 cm.

FAZIT: Und wie fällt das Fazit aus? Bear Grylls ist nicht jedermanns Sache und über Messer-Design lässt sich auch streiten. Manchem wird die Optik, die gut zu seinem Schöpfer passt, vielleicht zu poppig sein. Anderen gefällt genau diese. Und man muss kein Bear-Grylls-Fan sein, um dieses Teil zu mögen: Denn Faktum  ist, dass man um unter 100 Euro, (zur Zeit bei Amazon – der ursprüngliche Listenpreis war mehr als doppelt so hoch angesetzt!), sich über sehr viel Messer freuen darf: Und damit sind weniger die netten Zusatz-Features gemeint, die am Ende des Tages ein gutes Produkt zwar ergänzen, aber nicht ausmachen. Beim Messer geht es um das Messer selber. Das muss passen. Und das tut es in diesem Fall auch – das „Pro“ verdient seinen Namen: Es ist wertig verarbeitet, hier klapppert nichts und beim zur Verfügung gestellten Testprodukt hat sich auch nach gründlichem Gebrauch nichts aufgelöst, geschweige denn wäre irgendwas daran kaputt gegangen.

Die teils durchwachsenen Rückmeldungen beim Vorgänger scheint Gerber ernst genommen zu haben. Es wurde nicht nur das Design (vor allem die Klingen-Konstruktion) aufgewertet, auch an der Fertigungsqualität gibt es nichts mehr zu meckern. Natürlich gibt es wertigere und equisitere Messer, die auch nicht „Made in China“ sind. Für die greift man dann allerdings deutlich tiefer in die Tasche. Wer grundsolide Qualität, gut überlegte Features und in Sachen Messer ein brauchbares Arbeitstier zu seinem fairen Preis sucht, ist mit dem Gerber sehr gut beraten. HIER ist die aktuelle Bear Grylls Collection bei Gerber Gear zu finden.

GERBER im Internet: www.gerbergear.com