Hindernisbahn? Im Dienst schon erlebt. Zivilisten machen das ähnlich: „OCR“ ist manch einem schon einmal untergekommen. Das Kürzel steht für „Obstacle Course Racing“, welches im Allgemeinen Hindernisläufe bezeichnet, die sich außerhalb der klassischen Leichtathletik befinden. Unser Freunde von der DIRT RUN COMPANY stellen euch diese schweißtreibende Form der aktiven Selbstbespassung vor.

Der größte und globale aktivste Anbieter solcher Läufe ist das in den USA von Joe de Sena gegründete Spartan Race. 2010 fand in Vermont das erste Spartan Race statt und setzte so einen historischen Meilenstein in der Entwicklung des OCR Sports. Die Rennserie expandiert seither in einem fulminanten Tempo und entwickelt sich auch stetig weiter.

Als Hurricane Irene im August 2011 auf die Westküste der USA traf, kam es neben den durch solch eine Naturkatastrophe einhergehende Zerstörung auch zu einer unfreiwilligen Schöpfung, welche sich mittlererweile zu einem festen Bestandteil der OCR Welt entwickelt hat, den sogenannten „Hurricane Heats“. Durch die völlige Zerstörung der Laufstrecke musste das angesetzte Rennen abgesetzt werden. Jedoch erschienen am Renntag rund 150 unverwüstliche Spartaner um gemeinsam mit Joe de Sena sich auf ein Abenteuer der besonderen Art einzulassen. Dies war die Geburtsstunde des Hurricane Heats.

Nun im Jahr 2018 angekommen, stellt der Bereich Endurance mit den Hurricane Heats einen festen Bestandteil des OCR Geschehens dar. Der Unterschied zu den „klassischen“ Läufen besteht im Grunde darin, dass es hierbei nicht um die läuferische Bewältigung einer Distanz geht, sondern um Durchhaltevermögen, Teamgeist und auch ein stückweit Kreativität in der Aufgabenbewältigung.

Einstieg in die Spartan Endurance Welt: Hurricane Heat

Mittlerweile werden im Rahmen der großen Rennwochenenden häufig auch Hurricane Heats angeboten. Diese sind im europäischen Umfeld nur für max. 80 Teilnehmer konzipiert und bilden den Einstieg in die Endurance Welt. Ein Hurricane Heat dauert dabei immer zwischen 4 bis 6 Stunden, welche sich durch verschiedene Aktivitäten (überwiegend körperlicher Natur) auszeichnen. Die 2 Grundsteine eines jeden Hurricane Heats sind:

  • Burpees

Die bekannte Kombination aus Liegestütz mit Strecksprung wird hier als universelles Mittel gerne verwendet. Ein Hurricane Heat ohne Burpees ist kein Hurricane Heat. Jemand kommt zu spät oder es fehlt ein Teil der Ausrüstung? Kein Problem, in Burpees kann alles abgegolten werden.

  • Der Warrior Ethos

4 Zeilen über Kameradschaft, Einsatzwillen und die Erreichung von Zielen:

  • I will always place the mission first
  • I will never accept defeat
  • I will never quit
  • I will never leave a fallen comrade

Den Warrior Ethos nicht oder nur teilweise vor der Teilnahme eines Hurricane Heats zu kennen, ist nicht weiter schlimm. Spätestens nach der ersten Stunde sitzen diese vier Zeilen tief im Gedächtnis. Die erste Stunde ist meistens eine der prägendsten bei der erstmaligen Teilnahme bei einem HH. Hier steht die Kombination von PT (Phyiscal Training) und dem ständig gebetsartigen Aufsagen des Warrior Ethos am Programm. Teil des PT’s sind immer Burpees. Also im Prinzip geht der HH los und man pumpt einmal drauf los, gemischt mit diversen anderen klassischen Übungen wie Jumiping Jacks, Flutter Kicks, Overhead Squads, Jumping Lunges und Co. Ja, die erste Stunde eines HH’s kann auch anders aussehen, aber vor allem im englischsprachigen Raum und Asien gibt es in der ersten Stunden eine „Ganzkörpermassage“. Wer nicht mehr kann, setzt halt eine Runde aus oder führt die Übungen etwas weniger energisch durch. Die Krypteia (die Leiter des HHs) sorgen im Normalfall dafür, dass über alle Leistungsniveaus hinweg brav mitgearbeitet wird.

Nach dem PT geht es dann gerne über in den Teamworkteil. Entweder in Kleingruppen oder alle zusammen tragen/ziehen/schleppen schwere Dinge von A nach B oder erreichten teilweise auch Hindernisse für die Laufstrecke. Um für die verschiedenen Aufgaben besser gewappnet zu sein, empfiehlt es sich die verpflichtende Gearlist (wird vor dem HH bekanntgegeben und dann auch kontrolliert) immer durch zumindest ein Multitool, Seil und Panzerband zu ergänzen. Klobige Lasten tragen sich etwas leichter wenn man diese halbwegs vernünftig verzurrt oder in der Lage ist, Schultertrageriemen improvisieren zu können.

 

Es steht bei einem HH aber zwangsläufig nicht nur der physische Aspekt im Vordergrund. Es werden auch häufig Memorytests eingebaut. Hier gilt es in Kleingruppen einen Wust aus Zahlen und Buchstaben innerhalb einer knappen Zeitspanne auswendig zu lernen. Tja, was dann mit dem Erlernten passiert, ist wohl jedem klar. Irgendwann wird es abgefragt. Fehler beim Aufsagen sind soweit kein Problem, es gibt ja die Universalwährung:  Burpees.

Meine als Teilnehmer und als Krypteia gesammelten Erfahrungen lassen mich eines getrost sagen: Einen Hurricane Heat schafft jeder, der über eine vernünftige Grundfitness verfügt … also im Prinzip, wenn du 30 Burpees am Stück schaffst dann überlebst du auch einen Hurricane Heat.

Der HH12HR – oder: auch hier wird aussortiert

Vergleichsweise viele wagen sich an einen Hurricane Heat heran und bewältigen diesen auch. Der HH12 oder „Hurricane Heat 12 Hours“ stellt die nächste Evolutionsstufe im Spartan Endurance Geschehen dar. Hier ist die Gangart in der Regel schon deutlich anspruchsvoller. Wer körperlich die Aufgaben nicht bewältigt, kann von der Krypteia rausgeworfen werden. Fehlen Teile der verpflichtenden Ausrüstung, kann dieses durch Ableisten von Burpees abgegolten werden … sehr vielen Burpees (300 können es durchaus sein). Der HH12 hat nicht zum Ziel alle „Händchenhaltend in der Gruppe“ bis ans Ende zu bringen. Teamaufgaben mischen sich hier mit sogenannten „Time Hacks“. Time Hacks sind Einzelaufgaben mit einer einfachen und klaren Zielsetzung … der Langsamste/der Schwächste fliegt raus. Bei einem HH12 ist (sinnvoller Weise) neben der Absolvierung eines HH’s auch eine sehr gute Fitness eine Grundvoraussetzung. Die 12 Stunden sind dabei auch kein fixer Anhaltspunkt. Das einzige was man vorab weiß ist, dass es zumindest 12 Stunden dauern wird.

12 Stunden am Stück „bespaßt“ zu werden, ist so gesehen eigentlich schon eine Bank für sich. Aber es wäre doch nicht Endurance, wenn man da nicht noch eine Schippe draufpacken könnte. HH12’s starten gerne in den Abendstunden, was zusätzlichen Stress bedeutet, da man ja eigentlich auf Schlaf eingestellt ist und nicht auf körperliche Höchstleistungen. Alles das Zusammen gibt dann eine fordernde Mischung aus militärischem Drill, Erschöpfung mit Schlafentzug, die nicht wenige das Handtuch werfen lässt. Wer sich für sehr hartgesotten hält, dem können HH12’s in UK, den USA oder Australien ans Herz gelegt werden. Hier besteht die Krypteia sehr gerne aus ehemaligen Mitgliedern von Spezialeinheiten (SAS, Rangers & Co). Tja, der füllenden Gestaltung von 12 Stunden sind dann wahrlich kaum Grenzen gesetzt.

Ausdauer-Orgasmus: der HH24HR

Seit 2017 im Programm von Spartan Endurance enthalten, stellt der HH24HR eine weitere Steigerung dar. Vom grundsätzlichen Ablauf her gleich dem HH12HR aber das Ganze halt 24 Stunden lang. Derzeit noch mit einem bisher in den USA durchgeführten HH24HR, eine sehr seltene Veranstaltung … aber definitiv am Sprung über den Teich. Der leidenschaftliche HH Teilnehmer darf gespannt sein.

Ende gut alles gut

Es gibt sicher einige, die sich fragen, wie fühlt es sich eigentlich an einen HH oder HH12HR gefinisht zu haben? Am besten beschreibt es sich meist als Mischung aus Stolz und Müdigkeit. Stolz weil man ab der erfolgreichen Teilnahme an einem HH zu einer eingeschworenen, fast mystisch behandelten Gruppe im Spartan Race Geschehen zählt, und müde, weil es einfach anstrengend ist.

Wer genau wissen will, wie sich sowas abspielt bei der DIRT RUN COMPANY gibt es die passenden Erlebnisberichte:

HH12HR in Wiener Neustadt 11. Mai 2018

HH München 12. April 2018

Winter HH in Liberec 20. Jänner 2018

– und en sehr heftiger HH12HR in UK vom 02. September 2017

Wem das noch nicht genug ist, oder wessen Interesse für derartige Veranstaltungen geweckt wurde, der darf auf den nächsten Teil der Endurance Vorstellung gespannt sein. Hier stellen wir euch Agoge, das Death Race und „The Unknown“ vor.

SPARTAN RACE im Internet: www.spartanrace.de

Die DIRTRUN COMPANY im Internet: www.dirtrun.company

Special THX an Florian!