Aus Russland kommt eines der bekanntesten Multitools der Welt – die Kalaschnikow. Und sogar das klassische Metallmagazin der AK47 ist ein Multitool – die Freunde von Polenar Tactical haben es HIER in ihrem Video belegt. Aber die Zeiten ändern sich, der Fortschritt zieht ins Land, die Sitten verfeinern sich. Und so bekommt der russische Soldat wirklich ein Multitool: das SARO Multitool 6E6 gehört zum neuen Ratnik System – HIER auf SPARTANAT vorgestellt –, das gegenwärtig neu ausgegeben wird. Wir haben es uns für euch angeschaut. Aber fangen wir von vorne an: das ist unsere erste Ratnik-Tasche. Hier sieht man auch wunderbar das neue russische Tarnmuster. Wenn ihr wissen wollt, warum sich Iwan für solch ein Feinpixel-Muster entschieden hat: schaut mal mit dem Nachtsichtgerät drauf und verratet uns, ob ihr wen noch im Gelände erkannt habt.

Der Russe ist klug und lernt schnell. Die neue Ratnikausrüstung ist modular nach dem MOLLE Prinzip. Das heißt, der Soldat kann sich sein Gear nach den Anforderungen des Einsatzes konfigurieren. Kompatibel mit dem Westen? Ja, kompatibel.

So kommt das SARO 6E6 Ratnik Armeemesser aus dem Depot daher. Ein russisches Plastiksackerl …

… und drinnen Ölpapier. Dass das so fett ist, hat seinen guten Grund.

Niemand will, dass das Werkzeug rostet. Also wird es direkt nach der Fertigstellung eingefettet. Hier sind nur die Reste zu sehen. Das Ding war richtig fett. Die Griffschalen sind aus grünem Kunststoff. Passt gut zum Ratnik und zu anderen Uniformen.

Im Westen haben Multitools eine lange Evolution hinter sich und sind immer feiner geworden. Die Werkzeugkästen für die Hosentasche haben meistens zwei Teile, in die Klingen und Zange verbaut sind. Das war nicht immer so: am Anfang der Entwicklung steht der SOG Toolclip, der im Westen ein Verlierer der Evolution war – HIER könnt ihr seine Entwicklung anschauen. Das russische 6E6 Multitool übernimmt genau dieses Design und seine Grundidee: ein Tool für den härstesten Einsatz sein, bei dem die Zange eine wichtige Rolle übernimmt und deswegen offen heraußen liegt, integriert in ein Taschenmesser.

Die Zange allein ist schon ein Multitool: Ganz vorne ist sie einfach kleine Flachzange, danach eine Crimp- oder Würgezange für Sprengkapseln. Logisch, das ist die unmittelbare militärische Anwendung. Über der Schraube ist noch eine Kerbe zu sehen, das ist der feine Drahtschneider mit dem man mit etwas Übung auch ganz fein Kabel abisolieren kann, um einen Drahtverbindung herzustellen.

Ansicht von der anderen Seite: Hier erkennt der Betrachter eine deutlich größere Kerbe, den Drahtschneider für den Stacheldraht. Ausgeklappt ist ein Kreuzschraubenzieher. Der Russe vertraut nicht auf Bits und Austauschteile. Der Kreuz ist fix.

Ebenfalls auf der Seite ist ein Stachel – Marlspieker genannt – mit dem man Sprengstoff ebenso anbohren kann, wenn man die vorher gecrimpte Kapsel versenken muss, wie man auch notfalls ein Brett löchert.

Die volle Länge des Griffstücks nutzt dieses Teil, das man aus dem Multitool ohne extra Fixierung ausklappen kann. Auch hier ist das Tool multi: Oben eine grobe Säge, unten eine feine, beides für Holz gedacht. Dazwischen ein Maßstab in Zentimetern. Die Spitze vorne ist nicht für den Nahkampf, sondern ein Dosenöffner. Wir erinnern uns: die Russen bekommen die AK-Munition verschweißt in Konserven. Essenskonserven funzen auch.

Ebenfalls aus dem Griffstück mit einem Finger ausklappbar ist eine Tantoklinge. Sie wird übrigens mit einem Linner Lock verriegelt. Warum man sich für Tanto entschieden hat, wir wissen es nicht. Vielleicht weil es einfach zu fertigen und schleifen ist.

Zu sagen, dass das Messer „unscharf“ ist, wäre eine Beschönigung. Test mit einem Papiertaschentuch: hier wird nur brutal gerissen. Die Klinge kommt ungeschliffen daher.

Dafür kommt ein Schliefgerät mit: das ist in der Seitentasche der Pouch, die das Multitool aufnimmt. Zeit genug zum selbst schleifen hat Mann als Soldat ja allemal. „Die meiste Zeit seines Lebens, wartet der Soldat vergebens“, lautet der klassische Spruch, der sich wohl in Russland auch bewahrheitet.

Blick von oben auf Zangengriff und versenkete Klinge und Säge.

Hinten am Tool ist noch ein anständiger Hosenclip mit dem das Werkzeug richtig gut sitzt. Man will ja im Ernstfall nichts verlieren, was überlebenswichtig ist. Und gleichzeig ist der Clip auch ein Multitool: der Lanyard ist mit einem Ring darin befestigt und besteht aus eine Schnur, mit der man das Werkzeug am Handgelenk sichern kann.

Größenvergleich mit einen Pohl Force Taschenmesser. Hier noch die technischen Daten zum 6E6:

Klingenhärte: 56-58 HRC
Gesamtlänge: 160 mm
Klingenlänge: 110 mm
Klingenbreite: 16 mm
Klingendicke: ca. 2,5 mm
Gewicht (netto): 300 g

FAZIT: Wer dem Iwan nachsagt, dass er für extrem anwendungsfreudige Konstruktionen steht, die für die Ewigkeiten gemacht sind, hat auch beim 6E6 Ratnik recht. Mit oder ohne Handschuh, dieses Ding taugt für jeden Einsatz und ist nahezu unzerstörbar. Und extrem praktikabel: ein Werkzeugbündel mit vielen Anwednungen – ohne Spielereien. Wenn ihr ein geiles Multitool braucht, kauft beim Russen.

Das SARO 6E6 Ratnik Multitool kriegt ihr direkt aus Russland von MASKING CAMO 52. Es kosten 67 Dollar (plus Versand).