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Multikaliber-Waffen. Was bringen sie wirklich? Der Vorteil liegt auf der Hand: Wenn die Munition ausgeht, einfach mit ein paar Handgriffen und Teilen die eigene Waffe umrüsten, damit man die Ressourcen des Feindes nutzen kann – hinter den Linien unbezahlbar. Aber auch für den zivilen Markt ist eine modulare Waffe, die schnell Läufe und Kaliber wechseln kann nicht uninteressant. Wir durften in den letzten Wochen die XCR-L von Robinson Armament testen, die ein echter Geheimtipp ist.Nach den Anschlägen auf das World Trade Center wollte das US-Militär ein Modulargewehr, dass man als Sturmgewehr, leichtes Maschinengewehr oder DMR (Designated Marksman Rifle) einsetzen kann. Dabei sollte die Plattform immer gleichbleiben und ein Kaliberwechsel möglich sein. Eine solche Waffe war für Einsätze in Afghanistan bei den Spezialeinheiten geplant. Eine Ausschreibung folgte, an der auch Robinson Armament beteiligt war – allerdings wurde diese Ausschreibung wieder gestoppt.

Wenig später wurde das Programm unter dem Namen „Special Forces Combat Assault Rifle – SCAR“ wieder aufgenommen. Die Entwicklung der SCAR wurde 2003 gestartet und seit 2009 sieht man die FN SCAR aus Belgien im Einsatz. Das Modell MK16 oder auch SCAR-L (5.56×45) und die MK17 / SCAR-H (7.62×51) waren zwar modular und untereinander mit vielen Teilen kombinierbar, aber das Kaliber konnte man nicht wechseln, obwohl es vorgesehen war – hier fehlten die entsprechenden Umrüstkits, die erst fünf Jahre nach Ausgabe zur Verfügung gestellt wurden.

Die Weiterentwicklung der XCR wurde nach diesem Rückschlag allerdings nicht gestoppt, sondern für den zivilen Markt weiter vorangetrieben. Der CEO, Alex Robinson, war schon immer kein Freund der AR-15 Plattform, deshalb verfolgte er konsequent sein Ziel, die perfekte Waffe zu bauen.

Die XCR kommt in zwei Varianten: die XCR-L und die XCR-M. Das L steht für Light und das M für Medium. Das Light Modell schluckt neben dem Standardkaliber 5,56x45mm NATO auch mit den entsprechenden Umbauteilen 7,62x39mm, 5,45x39mm, 6,8mm Remington SPC, .300 Blackout und 6,5 Grendel. Das M-Modell kann mit 7,62x51mm NATO, .260 Remington, .243 Winchester, 6,5mm Creedmore und 6mm Creedmore betrieben werden.

Damit nicht genug: neben den unterschiedlichen Kalibern muss man sich dann noch entscheiden, ob man einen regulären Schubschaft oder einen Klappschaft möchte. Dazu kommt dann noch der Lauf, der bei der XCR-L ab 10,5“ bis 20“ wählbar ist. Die Medium Variante deckt 10,5“ bis 18,6“ ab. All diese Läufe sind noch zusätzlich als „Bullbarrel“ oder Leichtgewichtvariante erhältlich. Selbstverständlich kann man auch ganz aktuell neben dem bewährten Quadrail Vorderschaft auch einen Keymod Schaft wählen. M-Lok ist und wird nicht verfügbar sein.

Die Gesamtlänge beider Modelle liegt mit einer Lauflänge von 16,75“ bei 940mm mit eingefahrenem Schubschaft und kann mit dem Klappschaft auf 720mm gebracht werden. Das Gewicht bewegt sich zwischen 3,4 KG – 4,2 KG, je nach Ausstattung (Keymod/Quadrail/Kaliber/Lauf).

Das System der XCR ist an die AK-47 angelehnt – also ein Gasdrucklader mit 3-Warzen Verschluss. Dieses System und der extrem effektive Kompensator/Mündungsfeuerdämpfer mit 5/8×24 Gewinde bringen ein extrem rückstoßarmes Schießverhalten – und das sowohl in dem eh schon sanften Kaliber .223 als auch bei dem stärkeren .308 Winchester.

Der Lauf lässt ist mit nur einer Schraube vor dem Magazinschacht gesichert und lässt sich so sehr schnell entfernen, was einen Wechsel kinderleicht macht.

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Das kommt sowohl dem ambitionierten Sportschützen zu Gute, der mit nur einem Waffeneintrag so mehrere Disziplinen von dynamisch bis Präzision abdecken kann, als auch Sicherheitskräften/Militär, die dann die Waffe blitzschnell von einem DMR-Gewehr in eine CQB-Waffe umwandeln können.

Dazu muss man nach Entnahme des Laufes noch das Gewehr über einen einzigen Knopf kurz vor der Schulterstütze aufklappen, Verschluss und Pufferstange entnehmen und bei einem kürzeren Lauf natürlich das entsprechende Gasgestänge verwenden. Beim Kaliberwechsel kommt dann noch ein anderer Verschluss zum Einsatz.

Aber wo wäre die neben dem Kaliber/Laufwechseln echte Verbesserung zu der bekannten AR15 Plattform, die Herr Robinson so zuwider ist?

Diese Verbesserungen kommen in Form von beidseitigen Bedienelementen ab Werk für Sicherung, Verschluss und Magazinauswurf. Sicherung und Magazinauswurf sind dort, wo man sie kennt und auch nicht besser platzieren könnte, nur eben auf beiden Seiten.

Der Verschluss lässt sich auf beiden Seiten im unteren Bereich des Abzugsbügels arretieren und lösen.

Der typische AR-Durchladehebel vor dem Gesicht entfällt auch und ist das einzige Element, was sich nur auf der linken Seite befindet.

Man findet ihn in Form eines großen und griffigen Knopfes gegenüber dem Patronenauswurf. Die Positionierung ermöglicht ein Durchladen, ohne die Waffe aus dem Anschlag nehmen zu müssen und dient zugleich als Forward Assist. Der Ladehebel bewegt sich übrigens während dem Schuss nicht mit.

Als Munitionszuführung kann man übrigens jedes AR-15 kompatible Magazin verwenden, bzw. für die Medium Version nach Schema SR25/LR308. Wir haben Standard Blechmagazine und PMags von Magpul getestet, die alle reibungslos funktionierten.

Unser erster Eindruck auf der Schießbahn lässt sich am besten mit absoluter Sprachlosigkeit beschreiben. Das erwartete und vertraute Zucken der AR15 oder das schon etwas stärkere Bocken der AR10 blieb völlig aus. Es fehlte nicht viel, und wir hätten das Magazin herausgenommen, und auf Kleinkaliber geprüft …

Die Präzision der XCR muss sich nicht hinter anderen Halbautomaten verstecken und bringt je nach verwendeter Munition wiederholbare 23-35mm Streukreise unter Verwendung eines 16,75“ Laufes.

Die ganze Pracht entfaltet die XCR allerdings bei schnellen Zielwechseln und dynamischen Disziplinen, auf Grund des nicht vorhandenen Rückschlages. Die Waffe bleibt sauber im Ziel und schnelle Folgeschüsse sind auch für ungeübtere Schützen kein Problem. Der Standardabzug macht dabei einen guten Job und bricht sauber mit etwas Vorweg, der gewollt undefiniert ist.

Im Lieferumfang enthalten sind Kimme und Korn aus Metall (sehr präzise gefertigt), die per Knopfdruck ausgeklappt werden können, ein Ergo Pistolengriff, Standard Blechmagazin und natürlich die XCR in der Wunschkonfiguration nebst Waffenkoffer.

Farblich kommt die XCR in schwarz, oliv und flat dark earth, wobei man natürlich bei EL BE tac auf viele Cerakote Beschichtungen zurückgreifen kann, bietet dies Lars Brüggemann doch noch zusätzlich an.

Ebenfalls erhältlich sind passende Schalldämpfer, natürlich nur bei vorliegender Berechtigung.

Preislich liegt das XCR-L egal in welcher Konfiguration (Bullbarrel/Keymod/Lauflänge/Kompensator oder MFD etc. frei konfigurierbar) bei 2.999€ und der Medium Version bei 3.499€. Viel Geld auf den ersten Blick, jedoch auf Grund der soliden Grundausstattung und der Möglichkeit Läufe und Kaliber zu wechseln durchaus im Rahmen. Zu dem kommt noch eine lebenslange Garantie auf alle Teile, außer Verschluss und Lauf – was einleuchtend ist. Ein AR-15 mit ausgewählten Teilen und komplett beidseitiger Bedienung bekommt man auch kaum unter 3.000€ wissen wir aus eigener Erfahrung.

FAZIT: Die Robinson Armament XCR ist ein gelungener Halbautomat der Extraklasse, der mit durchdachten Features und AK-typischer Unkaputtbarkeit überzeugt. Präzision, Geschwindigkeit und niedriges Gewicht bei voller beidseitiger Bedienbarkeit lassen das Herz höherschlagen. Einzig die Kollegen im Verein werden das Gewehr hassen – zumindest, wenn sie daneben stehen … der Kompensator hat nämlich eine umwerfende Wirkung.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Bereitstellung der Räumlichkeiten des Schießsport-Centrums Heusenstamm und natürlich bei EL BE tac für die XCR-L zum ausgiebigen Testen.