Kriege gehören ins Museum und Panzer in die Halle. Nachdem man in Wien sehr gründlich arbeitet, wurde heute am 23. Mai die neue Panzerhalle des Heeresgeschichtlichen Museums eröffnet. Ob stürmt oder schneit, stand am frühen Morgen des Tages noch in den Sternen, letztendlich hat bei dem Event die Sonne gelacht. Kein Wunder, mit einem neuem Panzermuseum im HGM und einer Woche davor dem Sieg österreichischer Panzermänner bei der Strong Europe Tank Challenge gegen Deutschland und USA hat die heimische Panzerwaffe zwei absolute Highlights erlebt.  Zu Beginn der Veranstaltung war noch kein Panzer zu sehen. Links die Halle, das Ganze im historischen Gelände des Arsenals, wo auch ein paar Ecken weiter das Heeresgeschichtliche Museum zu Hause ist. Eingerahmt die Veranstaltung von Goldhelmchen und der Garde. Knapp und bündig geredet von General Othman Commenda, seines Zeichens Chef des Generalstabes des Österreichischen Bundesheeres, und M. Christian Ortner, dem Direktor des HGM, der ein blühendes Haus führt und die neue Panzerhalle zur Besichtigung freigeben konnte.

In der Panzerhalle sollen sich alle Verbände der mechanisierten Truppe des ÖBH wiederfinden; aufgelöste und aktive. In den letzten zehn Jahren wurden beständig Panzerfahrzeuge durch freiwillige Leistung zusammen mit den Werkstätten des ÖBH restauriert und wieder fahrfähig gemacht. So können nun rd. 26 Stück Panzerfahrzeuge den Besuchern präsentiert werden.Der Panzer, muss gesagt werden, ist eine österreichische Erfindung aus dem Jahre 1911. Das Modell des Motorgeschützes Burstyn erinnert daran. Visionär sollte es als Gefechtsfahrzeug mit Kanone Gräben überschreiten und die Offensive führen. Es erlitt ein österreichisches Schicksal: die Erfindung galt im Land der Erfindung nichts … und war doch ihrer Zeit voraus. Der Erste Weltkrieg führte dann anderenorts zur Neuerfindung des Tanks. Die neue Panzerhalle dokumentiert mit einigen besonderen Schmackerln die österreichische Panzergeschichte. Hier zum Beispiel (mit General Comenda rechts im Bild) der Prototyp des Saurer Schützenpanzers. Die Konstruktion ist noch stark an die Wehrmacht angelehnt und verdammt hoch. 1959 wurde daher eine Neukonstruktion befohlen. Das HGM ist überhaupt reich an Prototypen. Vorne der Kampfschützenpanzer Rarden mit 30mm Kanone. 1991 verlor er das Gefecht gegen gegen den ASCOD, der als aktueller Schützenpanzer Ulan eingeführt ist. Hinten der Turm des „Super Kürassier“. In den 1980er sollte der österreichische Jagdpanzer mit Komponenten des Leopard kampfwertgesteigert werden. Auch ein österreichisches Schicksal: das Projekt wurde als zu teuer befunden … Deutsche Wehrtechnik hat auch den Weg in die neue Panzerhalle gefunden. Und das nicht zu schmal: der Jagdpanzer Jaguar 1 hatte eine kurze Geschichte. 1996 beschafft, 2006 mit allen 72 Stück ausgeschieden. 4.000 Meter Reichweite mit HOT3 Waffensystem, das war bei Beschaffung sowas wie österreichischer Rekord. Aktueller Standardpanzer des Bundesheeres ist der Leopard 2A4, der kam 1997 mit 114 Stück aus den Niederlanden. Einer steht in der Panzerhalle. Im September wurden diese Geräte von der Bundeswehr, als zwei Stück per Bahn über Deutschland unterwegs zu einer Vorführung waren, frecherweise als „Altmetall“ deklariert. 2017 reichte das aus, um Deutschland und die USA zu besiegen – bei der Strong Europe Tank Challenge. Wer zuletzt lacht, hat bekanntlich einfach die bessere Besatzung. Dass das Bundesheer halbe Sachen macht, dokumentiert die Panzerhalle eindrucksvoll. Hier ein „halbierter“ Turm von einem M60A1, der vor dem Leopard der österreichische Standard-Kampfpanzer war. Das Modell war als Turmtrainer im Einsatz. Historisches Schmankerl: die Selbstfahrlafette M7B2 Priest aus US-Beständen war die erste Panzerartillerie des Heeres und wurde erst 1970 durch die Panzerhaubitze M109 ersetzt. Hübsch anzuschauen und nie umgesetzt: der GAF Prototyp eines Radpanzers. Fein für die Sammlung.Designstudie aus Holz. Das Modell stellt den Entwurf eines Turmes für den Schützenpanzer ASCOD dar. In Österreich wurde er letztendlich als Ulan eingeführt, in Spanien als Pizzaro. Die britische Armee will aktuell 580 Fahrzeuge auf der Basis des ASCOD 2 beschaffen. Und so schaut das Gesamtkunstwerk von innen aus. Ordnung. Alle Panzer sind fahrfähig. Die Panzerhalle erweitert die vorzeigbare Sammlung des Heeresgeschichtlichen Museums. Sie ersetzt aber erfreulicherweise nicht den hübschen Panzergarten hinter dem Museum. Seien wir ehrlich, wer hat sonst schon einen „Panzergarten“ … Seit Dezember 2016 wurde die Halle, die 1935 als Divisions-Kraftfahrgarage erbaut wurde, durch die Heereslogistik genutzt und nun durch das HGM zu einem begehbaren Depot ausgebaut. Es besteht nun die Möglichkeit den Besuchern die Entwicklung der mechanisierten Truppe näherzubringen.

Der Direktor des HGM hat jedoch noch weitere Pläne. Die nächste Erweiterung der Halle soll den Abschnitt über den Beginn der massenhaften Motorisierung der österreichischen Armee um 1917 (WAF LKW – Wiener Automobil -Fabrik) und die Darstellung der Fahrzeuge, die im Zweiten Weltkrieg im Einsatz waren und sich im Bestand des HGM befinden (SU 76, SU 100, M36 Jackson und andere) zeigen. An dieser Erweiterung wird ab 24. Mai 2017 gearbeitet.Panzer gut, alles gut. Der Leiters der Sektion 1 im BMLVS, Christian Kemperle, der Chef des Generalstabes, General Othmar Commenda, und der Direktor des HGM, M. Christian Ortner sind zufrieden mit der neuen Panzerhalle des HGM. Dürfen sie auch sein, es ist eine eindrucksvolle Sammlung.

Das HEERESGESCHICHTLICHE MUSEUM WIEN im Internet: www.hgm.at