Die Modernisierung der australischen Armee schreitet munter voran: Als ein weiteres Beispiel für die neue Militär-Doktrin der australischen Streitkräfte (Australian Defence Force – ADF), kann die Ausschreibung Anfang 2015 für eine neue Generation von Kampfaufklärungsfahrzeugen betrachtet werden. Hier sollen die bisher genutzten 257 Spähpanzer vom Typ LAV-25 (Light Armored Vehicle), im Rahmen des Programms Land400 Phase 2, durch insgesamt 225 modernere und kampfstärkere Modelle bis 2030 ersetzen werden. Das Vorhaben hat ein Finanzvolumen von geschätzt AUD 4-5 Mrd. (3.67 Milliarden Euro)und kommt diese Tage in die finale Entscheidungsphase. SPARTANAT Autor Udo Lücken stellt euch heute einen der zwei verbliebenen Kandidaten vor.
Von den ursprünglich sechs internationalen Bewerbern, sind nur noch zwei in der Abschlussphase verblieben. Ende Juli 2016 sind die beiden Anbieter, BAE Systems Australia – mit dem AMV35 – und Rheinmetall – mit dem Boxer CRV, für die Truppenerprobung (Risk Mitigation Activities – RMA) zugelassen und bestätigt worden. Für die zwölf monatige RMA-Phase werden je Modell drei Fahrzeuge einer fordernden Testreihe unter Einsatzbedingungen unterzogen.
Als Generalunternehmer für das AMV35-Projekt, hat das weltweit tätige Unternehmen BAE Systems ein Konsortium an sich gebunden, welches als Hauptpartner aus der Patria Gruppe Finnland und BAE Systems Hägglunds Schweden besteht. Der Verbund bietet mit dem AMV35 ein modernes, hochagiles und modular geschütztes Fahrzeug, welches mit dem bewährten E35 Geschützturm eine starke Feuerkraft aufweist.
Auf der Eurosatory- Messe in Paris, sagte der BAE Systems Australia Chief Executive Glynn Phillips im Gespräch: „BAE Systems wird, wenn wir für die erfolgreiche Ausschreibung ausgewählt werden, den AMV35 in Australien produzieren und mit der erwarteten 30-jährigen Laufzeit des Vorhabens zur Stärkung der australischen Wirtschaft beitragen. Unser Team ist nun für die australische Armee auf die Umsetzung und Realisierung dieses Projekts fokussiert.“ BAE Systems hat sich verpflichtet, so viel australische Industrie wie möglich an diesem Fahrzeug zu beteiligen, um das Wachstum der lokalen Industrien zu unterstützen und in eine australische Produktionslinie zu integrieren. Mika Kari, Präsident der Patria Land Gesellschaft bestätigte dieses Konzept: „BAE Systems und Patria haben hier eine große Lösung für die australischen Soldaten und die australische Wirtschaft entwickelt. Wir schmieden an einer stärkeren Verbindungen mit der australischen Industrie.“
Da das australische Territorium (7,7 Millionen Quadratkilometer) wegen der extremen klimatischen Bedingungen als überwiegend unbewohnbar gilt, und mit der vergleichsweise kleinen Armee (ca. 60.000 Militärs) nicht zu verteidigen wäre, konzentriert sich das Department of Defence (DoD) bei seiner (im aktuellen „Weißbuch“ Defending Australia in the Asia Pacific Century: Force 2030 festgeschriebenen) Verteidigungsstrategie, auf die acht neuralgischen Industriezentren in den Küstenregionen. Genau hier greift ein wesentlicher Eckpunkt der neuen australischen Verteidigungsausrichtung.
Das Land 400 – Konzept soll die angestrebte Nahkampffähigkeit der australischen Landstreitkräfte erheblich verbessern.
Das Land 400 – Konzept soll die angestrebte Nahkampffähigkeit der australischen Landstreitkräfte erheblich verbessern. Das Programm wird die neuen, gepanzerten Kampfaufklärungsfahrzeuge mit verbesserter Feuerkraft, hohem Schutzniveau, weitreichender Mobilität und digitaler Kommunikation ausstatten, um sich auf allen zukünftigen Einsatzfeldern behaupten zu können. Die umstrukturierten Heeres-Verbände sollen nicht nur, wie bisher, „Tuchfühlung“ zu den feindlichen Kräften herstellen und halten, sondern offensiv den verzögernden Kontakt suchen. Damit verschaffen sie den Hauptkräften ein wertvolles Zeitfenster und die Möglichkeit sich für Gegenschläge zu sammeln.
BAE Systems und Patria haben gemeinsam den AMV35, auf der Grundlage der Patria AMV, für Australiens LAND 400 Phase-2-Anforderung anzubieten. Eingeführt in den frühen 2000er Jahren, dient der Patria-AMV in einer Reihe von Varianten schon in Polen, Schweden, Finnland, Kroatien, Slowenien und den Vereinigten Arabischen Emiraten und ist auch in Südafrika als Badger-Infanteriekampffahrzeug in Dienst gestellt. Die Modellreihe wurde in den Folgejahren ständig modernisiert.
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Taktische Mobilität wird auf dem aktuellen 8×8 Markt als Grundbefähigung beschrieben. Voll beladen liegt das Gewicht der AMV35 bei etwa 32 Tonnen und ist damit etwa fünf Tonnen leichter als das schwerste Fahrzeug im Wettbewerb. Es verfügt über eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 100 km/h, hat eine Steigfähigkeit von 60 Prozent, ein maximales Seitengefälle von 30 Prozent, kann vertikale Hindernis bis 0,7 Meter Höhe überfahren und schafft Grabenüberquerungen bis zu zwei Meter. Die Einsatzreichweite beträgt bis 800 km.
Der AMV35 ist mit einem BAE Systems Hägglunds Mk 3 CV9035 35mm Panzerturm versehen, der dem Fahrzeug höchste Feuerkraft verleiht. Die elektrisch angetriebene Technologie der ATK Bushmaster III 35mm Kanone ist von einem Oerlikon 35 mm Flugabwehr-System abgeleitet worden. Die 35-mm-programmierbare KETF-Munition enthält 407 vorgeformte Wolfram-Fragmente.
Im Gesamt-Bewertungsprozess der Phase 2, rangiert dabei der Schutz der Fahrzeug-Besatzungen höher als die Letalität und die Mobilität. Der Grundschutz über STANAG 4569 Stufe 4 Kinetic (14,5 mm panzerbrechender) und Levels 4a/4b Explosion (10kg unter Rad/unter Körper). Nach einer Produktbroschüre stellt die optionale Applikation der Panzerung einen ballistischen Schutz gegen panzerbrechende flügelstabilisierte Geschosse von bis zu 30 mm dar. Die Erfahrungen der Einsätze in Afghanistan zeigten, dass trotz zahlreicher RPG- Treffer und IED Angriffe keines der rund 100 bei der polnischen Armee in Afghanistan diensttuenden Rosomaks ein Durchdringen des Fahrzeugrumpfes verzeichnete. Optional kann die Überlebensfähigkeit durch die Anbringung eines Signatur-Management-Systems, Anti-RPG-Netze, akustische und thermische Schuss-Detektoren, welche mit einem automatischen Selbstverteidigungsmantel gekoppelt sind, erhöht werden.
Der AMV35 im Netz: http://www.baesystems.com/en-aus/feature/land-400