Simpel, aber dennoch für Viele ein Buch mit sieben Siegeln. So in etwa kann man den natürlichen Haltepunkt beschreiben. Einfach ausgedrückt ist die Nutzung des natürlichen Haltepunkten nichts weiter, als das Hören auf den eigenen Körper in Verbindung mit einer Schusswaffe.

Was ist dieser natürliche Haltepunkt, und was kann er für mich machen?

Diese Fragesoll mit den nächsten Zeilen beantwortet werden:

Der natürliche Haltepunkt wird durch die natürliche Körperspannung vorgegeben und ist daher bei jedem Menschen unterschiedlich. Im Endeffekt ist es der Punkt, auf den der Körper von sich aus die Waffe ausrichtet und diese Haltung dann als natürlich bzw. unter den gegebenen Bedingungen maximal entspannt empfindet.

Im Besten Fall stimmen Zielpunkt und natürlicher Haltepunkt ohne zusätzliche Muskelbeanspruchung überein. Hierzu ist es notwendig, dass der Körper relativ zum Ziel korrekt ausgerichtet und in der entsprechenden Haltung ist. Um diese Haltung und Ausrichtung intuitiv einnehmen zu können bedarf es einer ganzen Menge Training und Prägung des Muskelgedächtnisses und hat man dies einmal erreicht, muss dieser Zustand stetig weiter trainiert werden. Leider ist der Körper ein sich entwickelnder Organismus und ändert sich damit auch immer wieder. Somit muss auch der natürliche Haltepunkt immer wieder angepasst werden. Das bedeutet: Training, Training, Training!

Um den natürlichen Haltepunkt erst einmal zu finden, ist es nötig, zuvor die korrekte Haltung im jeweiligen Anschlag einzunehmen – und zwar diejenige, die den geringsten, zusätzlichen Muskelaufwand erfordert. Natürlich kann auch mit einem anderen Zustand der natürliche Haltepunkt gefunden werden, jedoch ist die Wiederholbarkeit zum steten Training dabei in Frage gestellt. Hinzu kommt, dass der natürliche Haltepunkt auch noch von äußeren Faktoren abhängig ist. Besonders ins Gewicht fallen hierbei unterschiedliche Waffen. Das bedeutet also, dass für jede Waffe der natürliche Haltepunkt ermittelt werden muss.

Es empfiehlt sich, diese Ermittlung –wenn möglich- vor jedem Schießen kurz durchzuführen. Die Abweichungen sind hierbei nicht so extrem, so dass eine Grundhaltung trainiert werden kann und die Feinheiten dann spezifisch ermittelt werden können.

Wie bereits im Artikel über den Anschlag (Teil 2 – Anschlag) dargelegt, ist für das stressresistente Schusswaffenhandling die Natürlichkeit der Bewegungsabläufe und Haltungen von entscheidender Bedeutung. Jede unnötige Muskelkontraktion stört den Ablauf und schwächt damit die Konzentrationsfähigkeit, da man sich mit „Nichtigkeiten“ auseinandersetzt.

Dies gilt auch für den natürlichen Haltepunkt. Hat man diesen erst einmal gefunden und eingenommen, ist es möglich, ein Ziel mit geschlossenen Augen wiederholgenau zu treffen. Das begründet sich darin, dass keine unnötigen und speziell getätigten Muskelkontraktionen nach jedem Schuss wieder aufgebaut werden müssen, sondern der Körper genau das macht, was er immer macht. Somit fällt die Waffe theoretisch immer wieder auf exakt denselben Haltepunkt zurück – den natürlichen Haltepunkt!

Zwischen Theorie und Praxis gibt es allerding einige Abweichungen; die natürliche Streuung der Waffe und die Schützenstreuung. Letztere ergibt sich daraus, dass ein Körper nun mal keine Maschine ist, sondern ein Organismus und Muskeln unter Stress schnell ermüden und schlagartige Irritationen zu leicht veränderten Rekontraktionen führen. Diese Abweichungen sind jedoch so marginal, dass geübte Schützen mit geschlossenen Augen auf einer Entfernung von 5 Metern immer noch einen Streukreis von 4 cm und kleiner in sehr schneller Folge schießen können.Wie findet man nun diesen „magischen“ Punkt?

Im Grunde genommen ist das Finden des natürlichen Haltepunktes sehr einfach:

  • Entsprechenden Anschlag einnehmen
  • Augen schließen
  • Im Anschlag stehend/kniend leicht nach links und rechts drehen; im liegen Anschlag tief ein- und ausatmen
  • Zurück in den bequemen Anschlag kommen
  • Augen öffnen und prüfen, wo der Haltepunkt relativ zum Zielpunkt liegt
  • Körperausrichtung entsprechend korrigieren (Bsp. Rechtsschütze stehend; Linksschützen sinngemäß]:
  • Rechts vom Ziel: linken Fuß etwas zurück ziehen
  • Links vom Ziel: linken Fuß etwas vor schieben
  • Oberhalb vom Ziel: Oberkörper etwas absenken
  • Unterhalb vom Ziel: Oberkörper etwas aufrichten

Achtung: Haltung immer nur leicht korrigieren!

  • Augen schließen und Prozedur wiederholen, bis Zielpunkt und Haltepunkt übereinstimmen

Dabei ist darauf zu achten, dass die Haltung nicht durch unnötige Muskelbeanspruchungen „verfälscht“ wird.

Wenn die Muskulatur beginnt überanstrengt zu werden, ist eine Pause nötig!

Die Kontrolle des natürlichen Haltepunktes empfiehlt sich vor jedem Training, denn nur so kann das Muskelgedächtnis nachhaltig geprägt werden. Dies ist sowohl im scharfen Schuss, als auch im Trockentraining möglich (siehe: Teil 12 – Heimtraining).

Die Nutzung dieser Methode ermöglicht es, tatsächliche Erfolge in kurzer Zeit zu erzielen, da Konzentration und Energie auf andere Aspekte verwandt werden können.

Die Stressresistenz und damit die sichere Handhabung werden durch die Nutzung des natürlichen Haltepunktes nachgewiesener Maßen verbessert und das positive Erfolgsgefühl fördert die Motivation.

In diesem Sinne: Stay safe

Khi Pa

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Die ersten 5 Teile der Serie kommen in den kommenden Wochen auf SPARTANAT wieder vollständig online. Bitte um Geduld, liebe Leser.