Nach der Shot Show ist vor der Shot Show: Über 200.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, alles zu Shooting, Hunting und Outdoor Trade Show dazu, die „Shot“ ist die größte Veranstaltung ihrer Art in der Welt. Info-Börse, Szenetreff, Großauftrieb, Las Vegas Wahnsinn und gleichzeitig Stimmungsbarometer in Sachen Waffentechnologie und Zubehör und die Ausrüstungsbranche. Alle waren da, auch Lutz Hauske, seit 2000 CEO des Sicherheitsunternehmens CETTAS EUROPE und erfahrener Operator/Ausbilder in den Bereichen PMC/PSD, besuchte die diesjährige Messe in Las Vegas. Wir wollen diesmal den Spieß umdrehen und nicht von der Shot Show berichten, sondern von Lutz Hauske wissen, was sein Eindruck als Professionalist war. Udo Lücken hat ihn für SPARTANAT interviewt.

SPARTANAT: Welche Möglichkeiten bietet eine Fachmesse wie die Shot Show in Las Vegas einem deutschen Einkäufer?

Lutz Hauske: Auf der Messe erfolgt natürlich kein Verkauf von Artikeln, gleich welcher Art. Die Messe dient in erster Linie, neben der Ausstellung/Präsentation der Artikel, zur Kontaktanbahnung sowie vorbereitenden Verkaufsgesprächen. Für deutsche Einkäufer ist eine Vielzahl von gesetzlichen Rahmenbedingungen zu beachten, welche sehr umfangreich und in jeden Fall einzuhalten sind. Hier ist ein entsprechendes „know how“ unbedingt erforderlich. Viele Artikel fallen unter die amerikanische ITAR Regulation. Die „unbedachte“ Ausfuhr von beispielsweise einer ballistischen Schutzplatte kann strafrechtliche Verfolgung nach sich ziehen. Bei Waffenkäufe sind natürlich entsprechende Ein- bzw. Ausfuhrgenehmigungen mit entsprechendem End-User-Zertifikat zwingend erforderlich.

SPARTANAT: Wie war der erste Eindruck beim Betreten der Messe-Räumlichkeiten?

Lutz Hauske: Für die heurige Show waren 1.600 Aussteller angemeldet und so glaubte ich ungefähr zu wissen, was mich dort erwartete. Der erste Eindruck war bereits schon einfach unglaublich. Im weiträumigen Umfeld des Veranstaltungsortes sah man schon sehr viele Besucher der Shoot Show,alle an ihrer sichtbar getragenen Zutrittslegitimation erkennbar. Bei der Suche nach einem Parkplatz wurde mir klar, dass diese Messe bereits am ersten Tag und schon in den frühen Morgenstunden sehr gut besucht war. Beim Eintritt im eigentlichen Veranstaltungsort „Sands Expo Center“, war ich von der Besucheranzahl überwältigt. Es „wimmelte“ nur so von Besuchern. Es wirkte wirklich auf mich, wie ein Ameisenhaufen. Mir wurde sofort klar, dass ich mehrere Tage brauche um alles zu sehen und zu Fuß fast einen halben Marathon gehen muss, um alles zu erreichen. Gutes Schuhwerk und eine hohe Leidensfähigkeit schaden hier nicht.SPARTANAT: Wonach haben Sie auf der Shot Show gesucht?

Lutz Hauske: Von speziellem Interesse waren für mich natürlich die Bereiche „Law enforcement and tactical military section“. Des Weiteren war ich auf der Suche nach neuen, innovativen sowie einsatzbezogenen Produkten in den Bereichen Waffentechnik (u.a. Zubehör sowie Optiken), taktische Einsatzausrüstung (Ballistischer Schutz) sowie spezielles Trainigsequipment um einige zu nennen. Auf Grund meiner jahrelangen Tätigkeit als Operator und Trainer war mein Focus besonders auf diese Schwerpunkte ausgerichtet und nur hier finde ich diese Produkte in so zentrierter Form.

SPARTANAT: Was ist für Sie als CEO der CETTAS Europe von rein beruflichem Interesse auf einer Fachmesse wie der Shot Show?

Lutz Hauske: Für mich standen natürlich insbesondere das Treffen, sowie der Austausch mit amerikanischen Ausbildern (ich hatte in der Vergangenheit die Möglichkeit, mit einigen der führenden Ausbildern zu trainieren), sowie Kollegen und Freunden im Vordergrund. Hierfür bildet die Shot Show entsprechende Rahmenbedingungen, da alles was Rang und Namen hat, auf dieser Veranstaltung konzentriert vertreten ist. Mir ist es in einem persönlichen Gespräch gelungen, mit einem kleinen aber renommierten Ausrüstungshersteller sowie hochkarätigen Schießausbilder persönlich in Kontakt zu treten. Derzeitig stehen wir in engen Kontakt, um hier in Deutschland, Europa und Brasilien entsprechende Produkte sowie spezielle Aubildungsmaßnahmen in naher Zukunft anzubieten. Zu diesem Zweck werde ich in einigen Wochen wieder in die USA reisen.SPARTANAT: Wie bewerten sie den Austausch mit den Anbietern auf Ihre Anfragen?

Lutz Hauske: An erster Stelle wollen die Händler verkaufen. Hier wird natürlich lieber in tausender-Margen gehandelt. Die Aussteller erkundigten sich nach dem geschäftlichen Hintergrund von CETTAS Europe und nach den entsprechenden geschäftlichen Möglichkeiten in Deutschland bzw. Europa. Erstaunlich für mich war, dass ich einige Händler darauf hinweisen musste, dass für sie die ITAR Regulierung ihrerseits beim Verkauf zu beachten sind. Einige konnten auch nicht glauben, dass gewisse Artikel in Deutschland bzw. Europa verboten sind (z. Bsp. Schalldämpfer, Laser – und Lichtmodule ecpp.) sowie Artikel, die in Deutschland als wesentliche Waffenteile deklariert sind und eben nicht mal schnell für mich so frei käuflich sind.

SPARTANAT: Gab es einen Austausch mit anderen Fachleuten aus der Sicherheitsbranche und wie kann ich mir diesen vorstellen?

Lutz Hauske: Es gab einen sehr engen und offenen Austausch mit anderen Fachleuten. Die Atmosphäre war trotz der typischen Hektik auf einer Messe sehr kameradschaftlich und freundlich. Alle Aussteller gaben bereitwillig Auskunft über ihre Produkte und ihren Anwendungs- bzw. Einsatzmöglichkeiten. Es wurde entsprechend gefachsimpelt und alle angebotenen Produkte wurden auf Wunsch vorgeführt und konnten ausgiebig besichtigt werden. Man war hier unter Kollegen, vom Fach und sicherlich als Deutscher auch ein wenig exotisch.

SPARTANAT: Was haben Sie als Eindruck und Anregungen mitgenommen?

Lutz Hauske: Der Eindruck war, wie bereits erwähnt, einfach überwältigend. Diese Offenheit im Umgang mit dem aus unserer Sicht sicherlich sehr sensiblen Thema Waffen hat mich schon sehr beeindruckt. Allerdings ist es natürlich so, dass die Vielzahl der dort angebotenen Produkte für den „Normalbürger“ nicht erwerbbar ist. Trotzdem war es interessant zu sehen, was in den USA, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten tatsächlich alles möglich ist.SPARTANAT: Wie sind vergleichbare Messen in Deutschland und Europa einzustufen?

Lutz Hauske: Ein Vergleich auf Augenhöhe ist fast unmöglich, da es kaum Parallelen gibt. In den USA ist die Grundeinstellung zu Schusswaffen eine ganz andere Ebene. Der normale Endkunde, egal ob Privatperson, Jäger, Sportschützen, Beamter oder Soldat, hat insgesamt eine ungezwungene, fast persönliche Einstellung zu Waffen. Daraus ergibt sich ein anderes Umgangs- und insbesondere Kaufverhalten. Insbesondere Privatpersonen, welche eine sehr hohe Kaufkraft aufweisen, können fast jegliche Art von Waffen- und Zubehör sowie Ausrüstungsgegenstände kaufen, welche hier in Deutschland nicht einmal annähernd frei verkäuflich zu erwerben sind.

SPARTANAT: Wie werden Produkte aus Deutschland von den amerikanischen Kunden wahrgenommen?

Lutz Hauske: „Made in Germany“ steht in den USA nach wie vor hoch im Kurs. Wie ich sehen konnte, waren die Stände der deutschen Anbieter sehr gut besucht. Jedoch sind deutsche Produkte aufgrund ihrer teilweisen höheren Qualität nicht selten auch teurer als ein vergleichbares, amerikanisches Gegenstück, welches von vielen unterschiedlichen Herstellern angeboten wird. Ein oft unterschätzter Wirtschaftsfaktor ist der Nationalpatriotismus der US-Amerikaner. Hier heißt es eben häufig; „buy american“, selbst wenn das Produkt nicht die gleichwertige Qualität aufweist oder sogar in Vietnam produziert wird.

SPARTANAT: Herr Hauske, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Udo Lücken.

CETTAS Europe im Internet: www.cettas.de

CETTAS Europe auf Facebook: https://www.facebook.com/CettasEurope/

Die SHOT SHOW im Internet: www.shotshow.org