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Im Magnifiervergleichsbericht war die Rede von sogenannten „Combat Sights“ oder „Battle Sights“. Das sind prismatische Visierungen, die über ein fixe, meist geringe Vergrößerung verfügen, um so im Nah- und Mittelbereich effektiv zu sein. Den Marktführer Trijicon hat so ziemlich jeder in Form des ACOGs (Advanced combat optic gunsight) schon einmal gesehen und wir haben auch bereits eine Version von Steiner (Link) vorgestellt. Wir haben uns ein paar Geräte besorgt die wir in den nächsten Wochen vorstellen werden. Heute kommt das Burris AR-332 auf den Prüfstand.

burris_ar332-3Burris Optics aus den USA bietet für fast jede Anwendung das passende Glas und so gibt es auch für die AR-Plattform zwei prismatische Modelle: Das AR-536 und das hier vorgestellte AR-332. Der Name sagt bereits viel über das Glas aus, die Buchstaben stehen für die Plattform und die Zahlen für die Vergrößerung und den Objektivdurchmesser (3x Vergrößerung bei 32mm Objektiv). Was uns auf das Burris aufmerksam gemacht hat, ist zum einen der attraktive Preis und zum anderen die Kompatibilität der Montageplatte zu Trijicon. Man kann also als Einstiegsgerät das Burris kaufen, und dies dann mit einem Rotpunkt und Trijicon Montage bzw. einer passenden Dritthersteller Montage von Larue, American Defense etc. aufwerten und diese Teile dann später -so gewünscht- bei einem ACOG weiterverwenden.

burris_ar332-6Warum nicht gleich ein ACOG kaufen, stellt sich die Frage? Die Geräte von Trijicon kosten neu leicht das 5-fache, was Burris für das AR-332 aufruft. So kann man ohne schlechtes Gewissen testen, ob einem diese Art von Optik überhaupt liegt und diverse Sachen ausprobieren, doch dazu später mehr.

Das Burris AR-332 kommt, wie so viele niedrigpreisige Geräte, aus China. Die Verarbeitung des Gehäuses hinterlässt einen sehr guten Gesamteindruck, hier wurde sauber umgesetzt. Auch die mechanische Qualität ist anstandslos gut, sowohl die Einstellung der Dioptrien als auch die Klick-Verstellung für das Absehen funktionieren wie man es sich erwartet. Dabei sind die Verstelltürme durch Schraubverschlüsse geschützt, die wiederum mit einem dünnen Draht am Gehäuse gegen Verlust gesichert sind. Verstellt wird in ½ MOA Schritten, maximal 80 MOA. Die Montage ist mit simplen Rändel-Schrauben an der Picatinny-Schiene zu fixieren und nicht 100% wiederholgenau, aber das lässt sich wie schon erwähnt, durch den Einsatz von Drittherstellern beheben.burris_ar332-8Das Gesamtbild der Optik wird durch einen beidseitig bedienbaren Helligkeitsregler der Absehenbeleuchtung abgerundet, der obenauf thront. Hier hat man die Wahl zwischen zwei Farben in fünf Helligkeitsstufen: Rot oder Grün. Beide Farben haben Ihre Schwächen und Stärken, die sich zum Teil ausgleichen – so ist es gut, dass man beide in einem Gerät vereint hat. Dank des eingeätzten Absehens kann man das Gerät auch ohne Beleuchtung nutzen, dann ist die Absehenfarbe Schwarz. Betrieben wird das Gerät mit einer CR2032 Batterie, die für ca. 200 Stunden Saft liefert.

Das letzte Feature sind Picatinny Schienen auf 9 Uhr, 12 Uhr und 3 Uhr – alle auch bei Bedarf entfernbar. Hier kann man optional – wie auch im Review zu sehen – ein Mini RDS (Red Dot Sight) wie z.B. das hier verwendete Burris Fastfire III einsetzen, um das Einsatzspektrum der Optik zu erweitern.

burris_ar332-16Mit 446 Gramm ist das AR-332 ungefähr in der Trijicon Gewichtsklasse eines 4×32 Modells, was durchaus in Ordnung ist. Mit den Flipup Kappen und Sunshade kommt das Gerät auf 483 Gramm, ein Rotpunkt mit Montage on Top bringt das AR-332 auf 511 Gramm. Bei einer Länge von 13cm ohne Zubehör ist das Burris wie geschaffen für die AR-15 Plattform und lässt sich auf Grund der Höhe von 4cm bis zum Mittelpunkt der Linse gut einsetzen. Der Augenabstand beträgt knappe 6cm, schießt man NTCH (Nose to charging handle) hat man den perfekten Augenabstand bei mittiger Platzierung auf dem Upper. Die Eyebox (Bereich in dem das Auge das Absehen scharf sehen kann) ist relativ klein und empfindlich, genaue Kopfplatzierung ist ein Muss. Das Sehfeld beträgt 9,7 Meter auf 100 Metern, was in Ordnung wäre, könnte man mit beiden Augen offen zielen – doch auch dazu später mehr.

Gegen äußere Einflüsse schützen mehrfach beschichtete Linsen und eine Stickstofffüllung, was das Gerät Wasser- Beschlagsicher macht.

Die optische Qualität des Burris AR-332 ist gut bis sehr gut. Man hat ein klares und sauberes Bild, dank des 32er Objektivs ist es auch hell genug. Die Randschärfe ist natürlich nicht mit Topgeräten zu vergleichen aber auch alles andere als schlecht.

burris_ar332-13Als Zubehör wird ein Stück Rohr mit Gewinde als Sunshade geliefert, sowie Flipup Cover für die Linsen. Weiterhin findet man ein Putztuch, Werkzeug zum Einstellen und eine englischsprachige Anleitung.

Das verwendete Absehen nennt sich Ballistic CQ und wird neben den prismatischen Gläsern auch in einigen 1-4x Optiken angeboten. Hier dominiert ein dicker Kreis, der ein kleines Fadenkreuz in seiner Mitte besitzt. Dieses hat auf der 6 Uhr Position keinen Balken, sondern kleiner werdende Punkte, die die Haltelinien bis 600 Yards darstellen. Der Mittelpunkt ist die 100 Yard Marke, wenn das AR-332 darauf eingeschossen ist. Die Kalibrierung des Absehens kann für .223 und .308 verwendet werden, Burris liefert hier sogar schon Ladungen und Beispiele in einer praktischen Tabelle. Bei einer Ladung von 55 Grain ist die Unterseite des 100 Yard Punktes die 250 Yard Marke, Punkt 2 350 Yard, Punkt 3 475 Yard und die Aussparung im Kreis ganz unten die 600 Yard Marke.

ballistic-calibrationAuf dem Schießstand konnten wir uns einen Eindruck über die Genauigkeit und Geschwindigkeit des AR-332 machen. Liegend geschossen auf 100m und 300m macht sich das Burris recht gut und ist in Sachen Präzision etwas enger als ein Rotpunkt mit Magnifier. Auch die Haltelinien helfen bei 300 Metern bei der Orientierung, allerdings ist der dicke Kreis etwas störend und manchmal wünschte man sich hier etwas weniger. Das Thema Sehfeld ist bei diesen Distanzen ein zu erwähnender Faktor. Mit 9,7 Metern bei einer 3-fachen Vergrößerung ist das Sehfeld im Mittelfeld. Hier kann man sich bei einigen Optiken damit behelfen, dass man mit beiden Augen offen zielt und so das Sehfeld vergrößert, in dem man mit dem sekundären Auge um die Optik herumsieht. Das Gehäuse des Burris macht das mit, aber schließt und öffnet man nun das Auge, sieht man den Zielpunkt wandern, und das nicht wenig, je nach Distanz. Im Vergleich zu Trijicon also definitiv ein Manko, dass zu berücksichtigen ist und welches Zeit kostet.

ar_332-chartsIm Nahbereich auf 15 Metern haben wir ebenfalls versucht das BAC (Bindon aiming concept) umzusetzen – also mit beiden Augen offen zielen, was eine Verschiebung der Trefferlage um etliche Zentimeter bewirkte. Das geschah sowohl mit geöffnetem Visier als auch mit geschlossenem Flipup Cover – was normalerweise funktioniert. Hier kann aber auch die Montage eine Rolle spielen, wenn diese nicht 100% gerade ausgeführt ist – und das scheint bei dem Burris AR-332 öfters ein Problem zu sein, schenkt man amerikanischen Foren glauben, wo das Problem bereits geschildert wurde. Zielen durch die Optik selbst mit geschlossenem sekundär Auge geht allerdings auch auf 15 Metern gut, dauert nur etwas länger, wie wir im Vergleich mit einem Rotpunktvisier getestet haben.

Als Bonus haben wir noch das Burris Fastfire III on Top getestet. Dieses offene Rotpunktvisier sitzt vorne auf dem AR-332 und ermöglicht eine schnelle Zielerfassung dank einfacher Vergrößerung und gut sichtbarem Leuchtpunkt. Bei dieser Zusammenstellung sollten einem allerdings ein Paar Punkte klar sein:

  • Das Rotpunkt Visier sitzt weit über der Laufachse und somit verschiebt sich auch die Trefferlage
  • Ein RDS in dieser Höhe erfordert unweigerlich das Aufgeben der vertrauten und gewohnten Kopfposition (Cheekweld), was bei einigen ein No-Go ist.

Wir haben das erste Mal in dieser Position geschossen. Es ist machbar, erfordert aber sehr, sehr viel Übung. Erstaunt waren wir, dass man auch in ungewohnten Schießpositionen wie z.B. beim seitlichen Liegen ein gutes Sichtbild bekommt und somit auch einen Schuss platzieren kann.

burris_ar332-19Gehalten wird das Burris Fastfire III übrigens von einer Innomount Montage. Wir werden in Kürze ausführlich über diese innovativen Montagen aus Deutschland berichten, bleibt am Ball!

FAZIT: Das Burris AR-332 hat seine Mankos, ist aber für das, was es kostet und kann ein sehr gutes Gerät – hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis auf jeden Fall. Mit einer ordentlichen Montage und etwas Übung bekommt man ein kompaktes und preiswertes Glas für die AR-Plattform, das in optischer und mechanischer Qualität nicht viel hinter weit teureren Geräten angesiedelt ist.

Erhältlich sind das Burris AR-332 und auch der große Bruder, dass AR-536 bei Pfitzmaier Jagd, die uns freundlicher Weise das Testgerät nebst dem Rotpunkt und der Innomount Montage zur Verfügung gestellt haben – Herzlichen Dank! Preislich liegt das AR-332 bei 429 Euro, das A-536 bei 539 Euro.

Vielen Dank auch an das Schießsportcentrum Heusenstamm für die Bereitstellung der Räumlichkeiten.

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