Zugegeben, Stiefel gibt es wie Sand am Meer. Für alle möglichen Gelegenheiten, Aufgabengebiete, in variierender Schafthöhe oder Gewicht und dazu noch in allen möglichen (und unmöglichen) Farben. Dennoch: die eierlegende Wollmilchsau ist auch auf diesem Gebiet noch immer nicht erfunden worden. Aber man arbeitet sich heran. Wir stellen Euch heute mit dem Haix Scout einen stabileren Einsatzstiefel vor, speziell konzipiert für ausgemacht warme bis heiße Temperaturen, den wir den ganzen Sommer – und weit darüber hinaus – ausgiebig testen konnten.

Der Scout folgt dem neuen Gore-Konzept für Desert Combat Boots. Kern der Stiefel sind ganz neu entwickelte GORE-TEX® Extended Comfort Laminate. Die sind nicht nur dauerhaft wasserdicht, sondern auch hoch atmungsaktiv. Somit sind sie auch ganz auf die speziellen Anforderungen in heißem Einsatzumfeld und bei hoher physischer Belastung abgestimmt. Abhängig vom jeweiligen Einsatzscenario stehen aus dem GORE-TEX® Extended Comfort Produktportfolio drei Schuhtypen zur Auswahl:

– High Liability Stiefel – wie der Haix Scout – sind ideal für mehrtätige Missionen, bei schwierigem Terrain und schwerem Gespäck: Ausgestattet mit dem hoch atmungsaktiven Laminat bieten jene Boots erhöhte Stabilität sowie die nötige Unterstützung.

– Tactical GORE-TEX® Extended Comfort Footwear stehen für leichte, agile und zugleich klimakomfortable Stiefel: Sie sind ideal für kürzere Einsätze mit leichterem Gepäck im warmen und heißen Klima, ohne auf dauerhafte Wasserdichtheit zu verzichten.

– Werden höchste Anforderungen an die Atmungsaktivität gestellt, sind die Patrol Stiefel ideal – HIER unsere Vorstellung des Meindl Equator. Bei ihnen wird ein extrem atmungsaktives 3-Lagen-Laminat ohne separates Innenfutter eingesetzt. Aufgrund dieser Konstruktion nehmen sie so gut wie kein Wasser auf, trocknen schneller und sind extrem leichtgewichtig (siehe HIER die Review vom Meindl Equator).Aber alles der Reihe nach, beginnen wir erst einmal mit dem Aufbau. Der Scout von Haix hat eine Cordura/Ledermischung als Obermaterial und ist mit einem neuen, hoch atmungsaktiven GORE-TEX® Laminat ausgestattet. Er fußt auf einer mittelharten und vorne hochgezogenen Vibramsohle, welche nicht verwindungssteif ist und ein grobstolliges Profil aufweist. Weiter geht es mit zwei Geröllschutzkappen, einmal frontal zum Schutz der Zehen, und einmal fersenseitig. Da der Stiefel nun nicht steigeisenfest ist, mag die hintere Kappe den ein oder anderen vielleicht irritieren, aber – sei’s drum – sie stört nicht, macht optisch was her und stützt die Ferse zusätzlich. Als nächstes umfasst das Fußgewölbe ein fingerbreiter Lederstreifen der den Fuß besonders in Schräglagen zu stützen hilft.

Sowohl die komplette Zunge, als auch die Seitenteile sind aus Cordura gefertigt, ebenso die Achillesbeuge und der Schaftabschluss. Die Schnürung erfolgt über ein Quicklace System. Ein Novum in der Stiefelwelt. Die untersten drei Ösenpaare bestehen auf Kunststoff und sind per Bandnaht an das Stiefelleder befestigt. Danach kommt die haixtypische Klemmöse, gefolgt von einer versetzten Tiefzug- und zwei Metallösen. Der Schuh besitzt somit keinerlei Haken an denen man hängen bleiben kann. Kommen wir nun zum Innenleben: die mitgelieferte Einlegesohle ist ab dem Mittelfuß zur Ferse hin zweilagig aufgebaut. Somit ist der Zehen- und Ballenbereich weich gehalten, der Mittelfuß und die Ferse aber sind fest unterpolstert, was den Fuß spürbar stabilisiert. Leider wird die Innensohle von den meisten Firmen und bei den meisten Modellen stiefmütterlich behandelt, obwohl sie doch Verbindung zwischen Fuß (bzw. Socke) und Schuh darstellt. Hier hat Haix ganze Arbeit geleistet, denn auch Sohlenbrand oder Blasen gab es nicht. Aber nicht nur bei der Innensohle hat man sich Gedanken gemacht. Nein, sondern auch und ganz besonders beim Futter. Denn gerade dieses macht den Schuh zu etwas bis dato Besonderem.Gore hat mit der Entwicklung einer neuen Laminatklasse die Gewichtung abermals ein Stückchen weiter Richtung Wasserdampfdurchlässigkeit und noch mehr Klimakomfort verschoben. Und was für ein Stückchen! Denn –um es zu wiederholen- dieser Schuh wurde für heiße und trockene Gebiete konzipiert; und unter diesen Bedingungen wurde er auch getestet. Um den Fuß im Stiefel quasi zu kühlen wurde auf drei Konzepte zurückgegriffen. Erstens wurde das Außenleder sonnenreflektierend behandelt. Lies: das Leder wirft die Sonneneinstrahlung zurück und verringert so den Aufheizeffekt. Zweitens durch massiven Einsatz von Cordura, da ein Gewebe nun einmal luftiger ist als tote Haut. Und drittens durch das eben erwähnte wirklich neuartige Laminat von Gore, dem 3-lagigem GORE-TEX® Extended Comfort Laminat, welches sowohl den Dampfdurchlass, als auch die Rücktrocknung des Stiefels enorm verbessert und natürlich dauerhaft wasserdicht machtDer Schuh wurde den ganzen Sommer im In- wie im Ausland getragen und hat zumindest zwei Monate durch Temperaturen jenseits der 42°C genießen dürfen. Die restliche Sommerzeit wurde er bei „kühlen“ ~30°C geschleift. Doch in welchem Ausmaß? Etwa nur zu einem einstündigen Spaziergang mit dem Hund? Oder auf dem Golf Course? Oder gar bei einer MagicLife Garten-Wanderung? Fast. Das Schwarz ermöglichte es dieses Schuhwerk sowohl im Dienst, als auch in der Freizeit zu tragen. Daher war vom Innendienst über Mot- und Syncpatrol bis Danconmarsch und CRC so ziemlich alles dabei, wobei man Schuhe an hat (ja, auch beim Hubschraubern). Der Scout machte von der Straße bis zum Mittelgebirge einen durchwegs soliden Eindruck. Die für das neue Schuhlaminat wohl fordernsten Aufgaben waren Gepäcksmärsche und schweißtreibende Aufstiege in besagt „sommerlichen“ Temperaturen. Und auch diese wurden bravourös gemeistert. Atmungsaktivität top; doch wie sieht es mit der Dämpfung aus?

Die Sohle ist mittelharter Güte, wodurch man jetzt nicht so bequem und schnell wie in einem P3 marschieren kann, aber länger –und auch wesentlich ermüdungsärmer! Hinzu kommt noch ein gutes Abrollverhalten, was kurze Sprints etwas angenehmer macht. Der Tragekomfort wird noch zusätzlich durch die schlau geschnittene Tiefziehhakenbeuge erreicht, was sich besonders bei steilen Anstiegen positiv bemerkbar macht.Und bei den Abstiegen? Wie sieht es da aus? Nun, die Stützkraft ist durchwegs brauchbar. In flachen Gelände absolut ausreichend, doch bei steilen Abstiegen kommt ein einzelner Stiefel (Gr. 42) bei einem Gesamtgewicht von ca. ~120kg schön langsam bauartbedingt an seine Grenzen. Wer also viel schweres Gepäck im Gebirge bewegt, für den ist dieser Schuh nichts. Doch leistet die Geröllschutzkappe an der Zehenspitze ganze Arbeit. Kommen wir nun zur Bindung und Schnürsenkellasche. Der Scout wird werksmäßig mit einem Schnellschnürsystem und dazu gehöriger Verstauungsmöglichkeit (welche an die 5.11 Messertasche erinnert) fürs Schuhband. Beides sind nette Marketinggimmicks, aber mehr auch nicht. Die in der Gummilasche versorgten Bänder verlassen diese selbständig wieder, und so haxelt man sich quasi selbst. Besonders in der Nacht ist das mehr als nur nervend.

Die „Klemme“ des Schnürsystems hält unter Belastung leider nicht, und so muss alle paar Minuten nachgezogen werden. Hier hat der Entwickler versagt. Macht nichts. Einfach Plastikschieber wegschneiden und gut ists. Jetzt ist der Scout zwar für heiße Klimazonen konzipiert, doch wollten wir wissen, was er noch so alles kann, und wie er sich in der kühleren bis kalten Jahreszeit schlägt. Somit wurde er (jahresbedingt zwar nur kurz) im Schnee getragen, denn theoretisch müsste ein Sommerschuh im Winter doch recht kalt sein, nicht wahr? Nun, man wurde eines besseren belehrt. Das Geheimnis liegt in daran, dass die Membrane im neuen GORE-TEX® Laminat so zuverlässig arbeitet, dass die Füße recht trocken bleiben was jegliche Klammheit verhindert. Somit wird dieser Schuh auch für unsere heimischen Gefilde absolut tragbar, und steigt in seinem Gebrauchswert.

FAZIT: Zusammenfassend ist dies wirklich einer der vielversprechendsten Membranschuhe. Prädestiniert für den Einsatz in heißen Klimazonen, schreit der HAIX Scout genauso nach den ambitionierten Wanderer im Mittelgebirge oder den PAR 12 – solange dieser dann in niedrigen Lagen bleibt.

Wir haben den HAIX Scout Black getestet. Der HAIX Scout ist auch in zivilem Braun verfügbar und kostet 199,– Euro