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Jeder namhafte Hersteller am Gearsektor hat einen. Oder wurden sie auf Grund der steigenden Nachfrage der Endnutzer dazu geträngt Plattenträger mit einen Abwurfsystem auszustatten? Man weiß es nicht so genau … Aber wir sollten mal in eine ganz andere Richtung denken: Stellen wir uns einmal die Frage, warum wir ein Abwurfsystem überhaupt brauchen …

Meine Erfahrungen mit Abwurfsystemen beginnt dienstlich mit dem System bei Gefechtsrucksäcken. Hier ist der Grundgedanke der folgende: bei einem überraschenden Feuerkampf soll der Rucksack sich schnell vom Träger lösen und dieser ungehindert den Feuerkampf führen. Wie sieht es in der Realität aus? Der Träger löst mit der linken Hand sein Abwurfsystem aus und das Tragesytems des Rucksackes liegt in zwei bis drei Teilen verstreut auf dem Boden.

Am Ende liegt mit Sicherheit alles so verteilt im Gelände, das man die Teile nach dem Feuerkampf nicht mehr findet.

Mit Sicherheit so verteilt, das man die Teile nach dem Feuerkampf nicht mehr findet. Sollte man sich nach dem Feuerkampf sogar vom Feind lösen, so kann der Besitzer des Abwurfsystems sich die nächsten Tage mit einer Kampfrucksack-Umhängetasche abärgern.

Beim österreichischen Kampfrucksackmodul wurde die Schlaufe des Abwurfsystems gleich einmal so schlau angebracht, dass man im Stress oder in der Dunkelheit genau diese Lasche ergreift, anstatt das Band um den Rucksack stramm zu ziehen. Was dann folgt, kennen sicher einige, wieder eine Umhängetasche. Sollte man soviel Gefühl besitzen um nicht zu brutal mit diesem Abwurfsystem umzugehen, dann bleibt es zumindest heile und die Teile lassen sich wieder zusammen setzen – wenn man sie findet. Im schlechtesten Fall zerbricht der Kunststoffteil und man kann den Rucksack nicht mehr abwerfen – sondern wegwerfen.

Hier könnten die Hersteller Abhilfe schaffen indem einfach ein hochwertiger und belastbarer Kunststoffclip dazwischen genäht oder eine Schlaufe durch den Kunststoffadapter gezogen wird, womit man die Trageriemen vergrößern kann. Somit könnte der Träger mit der linken Hand den Clip öffnen, der Rucksack rutscht somit von der rechten Seite – ohne die Hand von der Waffe zu nehmen.

Was bei vielen Systemen ja nicht der Fall ist, hier muss der Schütze mit dem Abwerfen seine Waffenhand frei machen, um den Rucksack abzulegen.

Aber warum soll ein Abwurfsystem bei einem Plattenträger sinnvoll sein?

Das Argument der Befürworter ist, um im Notfall den Verletzten schneller helfen zu können, aber auch sich selbst schneller helfen zu können.

In der Realität sieht aber auch dies anders aus. Im TCCC, egal ob MARCH oder CABC, gibt es keine Grundlagen in der Ausbildung die den CFR anleiten den Quick Release am PC auszulösen. Dieser wird seinen Cutter nehmen und dem Verwundeten den PC vom Körper schneiden.

Im Zuge der Selbstversorgung sollte man beachten, dass im Stress und mit viel Adrenalin die feinmotorischen Fähigkeiten gleich auf Null sinken, sowie auch der Mensch sich nur an Dinge erinnert und hält die er erstens „oft ins Muskelgedächnis prägt“, sprich wiederholt ausführt, und Dinge anwendet, die er kennt und vertraut.

Im Klartext: Hier wird jeder Soldat im Stress die Bauchlasche hochklappen und sich den PC vom Körper reißen, wie er es schon immer getan hat.

Der einzige für mich ersichtliche Grund um einen PC mit einem QR zu öffnen, wäre wenn man mit dem PC in einem brennenden Fahrzeug hängen bleibt oder ins Wasser fällt.

Vor allem gerade der Wasserprung zeigt im Selbstversuch, dass man nicht den Schnellabwurf zieht, sondern sich des Plattenträgers möglichst schnell auf die vertraute Art und Weise entledigt.

Aber sein wir ehrlich: wie viele fallen ins Wasser und drohen zu ertrinken, dass es rechtfertigen würde, dass ein System verbaut wird, das eigentlich nicht genutzt wird? Vor allem gerade der Wasserprung zeigt im Selbstversuch, dass man nicht den QR zieht, sondern sich des Plattenträgers möglichst schnell auf die vertraute Art und Weise entledigt.

Die Systeme der verschiedenen Hersteller im einzelnem unterscheiden sich recht wenig. Unter dem linken Schulterpolster befindet sich meist der Auslöser, um den Plattenträger in mehrer aneinander hängende Teile zu verwandeln. An ein schnelles und einfaches Wiederzusammensetzen ist nicht zu denken.

Allein das System von First Spear (Video oben) finde ich für meinen Geschmack weit besser ausgedacht. Man verzichtet völlig auf eine Känguruhtasche oder Bauchlasche, der PC wird auf den Seiten mit Kunststoffverschluss eingehackt und der selbe Verschluss kommt auch bei den Schulterriemen zu tragen. Der Vorteil des Ganzen: der PC löst sich nicht in seine Bestandteile auf. Auch der Anwender hat keine neue Bewegungen oder Anwendungen zu lernen, was das System stressresistenter macht. In Deutschland hat in jüngster Zeit Lindnerhof Taktik nachgezogen, Zentauron bietet jetzt ZenTubes an. Andere Hersteller versuchen mit Cobra Schließen den gleich Effekt zu erzielen.

FAZIT: Meine persönliche Meinung ist, dass ein Quick Release System keinen wirklichen Vorteil besitzt, um Produktions- und Entwicklungskosten zu rechtfertigen. Hier hat einfach das Marketing gesiegt und andere Hersteller dazu gezwungen auf diesen Zug aufzuspringen, um nicht in die Not zu kommen, dass ihr Plattenträger rückständig sei.

Der neue Plattenträger vom Lindnerhof verfügt bereits auch über ein Schnelllösesystem. Die Schließen schauen ähnlich aus wie bei First Spear, arbeiten aber anders.