Momentan überschlagen sich die Nachrichten. „Kunduz wurde durch Spezialkräfte zurückerobert!“, so die letzte Meldung des Afghanischen Verteidigungsministeriums. Die Taliban melden, dass sie ihre Stellungen halten. Es ist anzunehmen, das beide Versionen stark mit Propaganda befüttert sind.

Daher: Die Wahrheit liegt sicher in der Mitte. Die Taliban sind aber noch in Teilen der Stadt. Gleichzeitig scheinen sie im Umland und angrenzenden Provinzen die Eroberung von Disktrikten fortzusetzen und viel an Land zu gewinnen.

Ebenso schnell wie die Taliban gekommen sind, gibt es auch Erklärungen, wie sie dies geschafft haben. Auch hier gibt es viel Platz für Spekulationen.

Ein Fakt, der sicher unterstützend beitrug, ist, dass die Taliban in den afghanisch/pakistanischen Stammesgebieten – das Stammesgebiet ist traditionell der Rückzugsraum der Talibankämpfer – maximal unter Druck geraten sind. Druck, der in Folge der Bombenanschläge auf pakistanische Bevölkerung, Einrichtungen und Schulen – sogar Kirchen – entstanden ist. Somit haben die Taliban jeglichen „Duldungsstatus“ in Pakistan verloren. Die pakistanische Regierung antwortete mit Militäroperationen im Stammesgebieten. Der besagte Druck bewirkte eine Bewegung Richtung Westen der Kämpfer, deren Ziel: Kunduz. Daher scheint dies einer der Hintergründe des massiven Auftretens der Kräfte im Raum zu sein.

Massiv ist aber auch die Antwort des afghanischen Militärs und der internationalen Unterstützung. Die Frontlinie verschiebt sich grade stündlich und gibt auch den Blick auf die Greul der ausweichenden Talibankräfte frei. Jedoch Fakt ist: der Fall Kunduz ist sicher noch nicht abgeschlossen.