Wenn man ein Museum hat, dessen Exponate eigentlicht nichts anderes zeigen als Krieg, kann man ein Problem haben. Oder auch nicht, denn mit der Zunahme der Konflikte in der Welt nach 1989 – und damit dem Ende der Nachkriegszeit – wird das Thema wieder spannender und gewinnt auch öffentlich an Bedeutung. Militärgeschichte hat etwas zu vermitteln und kann lehrreich sein, das wurde lange negiert. Das Deutche Panzer Museum in Munster sucht auch deswegen – und natürlich weil es wirtschaftlich arbeiten muss – die Öffentlichkeit. Dass es dabei den legendären Tiger Panzer, wohl das Top-Exponat des Hauses in Munster, am als Leitmotiv am Plakat hat, sorgte für Irritationen (siehe am Ende des Artikels die Begegnung der Plakate an einer U-Bahnstation in Hannover) und Streit (HIER ein sehr guter Artikel aus der Neuen Presse). Ralf Raths, der Museumsdirektor, geht in die Offensive, greift in die Debatte ein und betont die Bedeutung einer modernen Militärgeschichte. Wir von SPARTANAT dokumentieren den Text:

Liebe Fans,

ich bin Ralf Raths, Direktor des Deutschen Panzermuseums.

Ich richte heute persönlich ein paar Worte an Sie: An unsere treuen Fans, die „Hardcore-User“, die Facebook-Community, aber auch alle anderen, die sich für das folgende Thema interessieren – also ganz allgemein, wie die Briten es so schön sagen: To whom it may concern. Angesprochen mag sich hier im Folgenden jeder fühlen, der dies möchte.

Es ist mir ein Anliegen, ein Thema anzuschneiden, das mich schon seit einigen Jahren umtreibt: Im Museumsalltag, auf Konferenzen, in Gesprächen mit Kollegen, Besuchern, Freunden, aber auch in vielen anderen Kommentaren zu etlichen Postings in den letzten Jahren, und ganz aktuell besonders wieder in den Kommentaren zum NP-Bericht heute, sind immer wieder die zwei gleichen Argumente vorgetragen worden. Sie lauten sinngemäß:

„Typisch, wenn man sich für Waffen interessiert, ist man gleich wieder Nazi/Idiot/Verbrecher!“

oder

„Die Idioten! Keine Ahnung vom Thema, aber rumlabern!“

Das ist Selbstmitleid, das 2015 nicht mehr nötig ist! Lange Zeit war Militärgeschichte in Deutschland das Schmuddelkind, traf auf Ablehnung und Hohn, auf Spott und Herabwürdigung. Das ist richtig. Das war hart. Aber diese Zeiten sind vorbei; es wird stetig besser.

Natürlich müssen wir immer noch mit Vorbehalten, mit Skepsis, mit hochgezogenen Augenbrauen und spöttisch verzogenen Mundwinkeln, dummen Sprüchen und Witzen umgehen.

Allein das DPM zum Beispiel wird in der Welt und der taz gleichermaßen, bei RTL und NDR, bei Deutschlandradio und allerorten positiv wahrgenommen UND dargestellt. In der Fachwelt hat das Haus einen guten Ruf, unsere Artikel werden veröffentlicht und unsere Mitarbeiter zu Vorträgen eingeladen, und die Besucherzahlen sind für ein Museum mitten in der Heide ENORM. Niemand stellt uns oder unsere Besucher in „die braune Ecke“. Militärgeschichte allgemein wird immer salonfähiger, es gibt immer mehr Bücher, Fernsehsendungen und Konferenzen zum Thema und ganz allgemein sind die Befindlichkeiten des Kalten Krieges drastisch auf dem Rückzug. Auch Herr Nebendahl in der NP hat die Arbeit des Museums ausdrücklich begrüßt und befürwortet; diskutiert haben wir nur über EIN Detail EINER Werbekampagne. Das ist doch kein Problem. Wir sind eines der bestbesuchten Museen der Republik und locken mit unseren Events Zehntausende in die Heide. „Nische“ sieht nun wirklich anders aus.

Natürlich müssen wir immer noch mit Vorbehalten, mit Skepsis, mit hochgezogenen Augenbrauen und spöttisch verzogenen Mundwinkeln, dummen Sprüchen und Witzen umgehen. Aber das geht Fans anderer Themen und Objekte oft nicht anders. Insgesamt wird es seit einem Vierteljahrhundert Jahr für Jahr besser für uns!

Es ist ein Trend bei Fans von Militärtechnik und -geschichte, es sich selbstmitleidig in der Opferrolle bequem zu machen und zu jammern.

Und trotzdem ist es ein Trend bei Fans von Militärtechnik und -geschichte, es sich selbstmitleidig in der Opferrolle bequem zu machen und zu jammern, wie alle immer ungerecht und gegen sie seien: Die Grünen, die Linken, der Zeitgeist, die Medien und wahrscheinlich auch der Papst, Apple und der Weihnachtsmann. Gerade in den sozialen Medien wird gejammert, gemeckert und gezetert, dass es nur so kracht.

Es ist wirklich entnervend und peinlich, wie da oft ohne Rückgrat und Diskussionswillen ein bequemes Schneckenhaus bezogen wird und mit Bunkermentalität jede Debatte mit Leuten vermieden wird, die man ja auch mal ÜBERZEUGEN könnte. Gleichzeitig werden dann oft Beleidigungen und abwertende Sprüche in die Richtung derer abgesetzt, die der Militärgeschichte noch nicht viel abgewinnen können.

Meinen Sie denn, das DPM hat die Klischees über sich durch so ein Verhalten entkräftet? Meinen Sie die Leute aus den Stiftungen, aus den linken Parteien und Gruppen, aus den Kirchen und dem Kulturbetrieb hätten das Panzermuseum automatisch ins Herz geschlossen? Meinen Sie denn, die sind von sich aus und gerne ins Museum geströmt, um uns mal besser kennen zu lernen? Am besten noch, weil wir auch in Selbstmitleid über ihre Ungerechtigkeit zerflossen sind und gejammert und gemeckert haben? Oder gar, weil wir sie beleidigt haben?

Gute Militärgeschichte ist wichtig,  sie kann sachlich und wissenschaftlich betrieben werden; sie ist faszinierend und facettenreich, lehrreich und erkenntnisfördernd.

Nein, das DPM hat sich einen guten Stand erarbeitet, weil wir immer und immer wieder erklärt haben, dass gute Militärgeschichte WICHTIG ist; dass sie sachlich und wissenschaftlich betrieben werden kann; dass sie faszinierend und facettenreich sein kann; dass sie lehrreich und erkenntnisfördernd sein kann; dass man sie reflektiert und in angeregter Diskussion betreiben kann.

So überzeugt man Menschen, und so sollten Interessierte an Militärtechnik und Militärgeschichte in der Öffentlichkeit verhalten, wenn sie auf Kritik stoßen: Freundlich, offen, konstruktiv, ÜBERZEUGEND. Ganz egal, ob diese Öffentlichkeit real ist (Freundeskreis, Kneipe) oder digital (Facebook, Foren).

Das bockige Rumzicken und Beschimpfen, die Beleidigungen und dummen Sprüche – das ist doch alles Wasser auf die Mühlen derjenigen, die behaupten, Militärgeschichte sei ein Thema für simple Gemüter, die einfach nur Waffen geil finden wollen.

Nicht nur verbessern wir mit so einem Verhalten nichts, wir stoppen sogar einen für uns positiven Trend, weil Menschen, die unsere Facebook-Seite entdecken, von dieser selbstmitleidigen Bunkermentalität abgeschreckt werden. Es mag den Usern so vorkommen, also würden sie damit Stärke und Rückgrat zeigen, aber für den „Rest der Welt“ stellt das die Militärgeschichtsfans als genau die diskussionsunfähigen Jammerlappen da, die beweisen, dass die Beschäftigung mit Militärgeschichte nichts bringt.

Zeigen wir, dass das Beschäftigen mit historischem Krieg und Militär eine sinnvolle Beschäftigung ist.

Beweisen wir das Gegenteil! Zeigen wir, wie spannend und interessant, wie facetten- und lehrreich Militärgeschichte sein kann. Zeigen wir, dass das Beschäftigen mit historischem Krieg und Militär eine sinnvolle Beschäftigung ist.

Bitte teilen, kopieren und verschicken Sie dieses Posting so oft Sie möchten in Ihre militärhistorischen Freundeskreise, in Foren, Clans, Reservistenkameradschaften, wohin auch immer. Stoßen wir eine Diskussion an. Diskussion tut nicht nur Not, sie tut auch gut!

Mit besten Grüßen

Ralf Raths
Direktor, DPM

Das Deutsche Panzer Museum im Internet: www.daspanzermuseum.de

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