Das Mittelmeer, endliche Weiten. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Badewanne der Europäer zu einem zunehmend unruhigen Seegebiet gewandelt. Seit 2007 findet, auf Anregung der USA, im Monat Mai eine Reihe von jährlichen, maritimen Übungen unter der Kennung „Phoenix Express“ statt, an der die betroffenen Küstenländer der Mittelmeerregion regelmäßig teilnehmen. Bereits das zweite Jahr in Folge unterstützt dabei auch das deutsche Sicherheitunternehmen  International Security Netzwerk (ISN) mit seinem multifunktionalen Einsatzschiff MV Markab diese Übung als Funktioner. Christian Lang, Managing Director der Antares Charter GmbH aus dem baden-württembergischen Karlsruhe uns von SPARTANAT Einblick in die Übung und sprach mit Udo Lücke über des Ablauf. ISN nahm mit einem ehemaligen Zoll-Boot – ein nun zivile 59 Meter Schiff mit 9 Mann Besatzung – an dieser umfangreichen und anspruchsvollen Militärübung teil.

Hintergrund des Manövers: Auf den Hauptrouten der Seeschifffahrt finden sich immer wieder organisierte Gruppierungen mit kriminellem oder sogar terroristischem Hintergrund. Die Zahl der registrierten Aufgriffe von Schleuser-Booten und Vorkommnisse mit Bezug zum Schmuggle-Gewerbe, hat nach Angaben der Küstenwach- und Zollbehörden der Anrainerstaaten deutlich zugenommen. Sogar einzelne Fälle von Piraterie waren in der ersten Jahreshälfte 2015 vor der nordafrikanischen Küste zu verzeichnen. Längst ist die Bekämpfung dieses Gesamt-Phänomens zu einer internationalen Angelegenheit geworden.

SPARTANAT: Was war das Ziel der multinationalen Marine Übung Phönix Express 2015?

Lang: Die Anrainerstaaten der Mittelmeerregion haben ein hohes Interesse an einer ruhigen und stabilen Lage auf den freien Seehandelswegen vor ihren Küsten. Nahezu alle Küstenländer wickeln ihre Import/Export-Wirtschaft über die Seewege ab. Neben der gemeinsamen Bekämpfung der organisierten Menschenschleusung, wird dabei gleichzeitig eine enge Zusammenarbeit bei Seenotlagen und Großschadensfällen angestrebt. Bei den regelmäßigen gemeinsamen, maritimen Großübungen lernt der Eine vom Anderen. Es ist nur sinnvoll dabei ein einheitlich hohes Ausbildungs- und Einsatzniveau anzustreben. Die gestellten Aufgaben in diesem Jahr umfassten die Bereiche Seenotrettung, Such- und Rettungssituationen, Tracking von Piraten- und Schmugglerbooten und der Kontrolle von Frachtladungen.

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SPARTANAT: Welche Länder waren beteiligt?

Lang: Der personelle und materielle Aufwand für Phoenix Express 2015, war wieder sehr hoch. So nahmen ca. 1.000 Marineangehörige aus Nordafrika, Europa und den USA mit sieben Schiffen der unterschiedlichsten Klassen an der Übung teil. Insgesamt trafen sich hierzu 13 Partnerländer unter der Gesamtleitung der US Navy Forces Europa- Afrika Command (AFRICOM), der US 6. Flotte mit Sitz in Neapel.

SPARTANAT: Wie groß war das Übungsgebiet?

Lang: Als Übungsgebiet ist das gesamte Mittelmeer, von Spanien bis an die türkische Südküste, ausgeschrieben worden. Der tatsächliche Schwerpunkt war jedoch das Seegebiet zwischen Italien und Spanien. Immer noch viel Wasser.

SPARTANAT: Was waren die Aufgaben der MV Markab und seiner Besatzung auf der Übung?

Lang: Die Liste der Aufträge für die Markab waren wieder recht vielschichtig. Zum Anfang fungierte das Schiff als Tracking-Ziel für die optronischen Operator auf den Einsatzschiffen. Es sollte durch ungewöhnliche Fahrmanöver die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Unser eigentlicher Übungspart war jedoch meist der des bösen Schmugglers, der versuchte den Schiffen der Task-Force auszuweichen und zu entwischen. Es ist eine echte Herausforderung der geballten Elektronik der Marineschiffe zu entkommen.

„Die US Amerikaner gehen mit der Thematik „Zusammenarbeit mit Privatunternehmen“ einfach offener um, als wir es von deutscher Seite gewohnt sind.“

SPARTANAT: Wie oft kam die MV Markab auf der Übung zum Einsatz und wie lief so ein Abschnitt ab?

Lang: Wir hatten für diese Übungstage eine 24/7 Einsatzbereitschaft. In dieser Phase kamen wir zehn Mal zum aktiv-operativen Einsatz. Nachdem eines der Schiffe der Task-Force uns auf seinem Radar hatte und als verdächtig klassifizierte, nahm es über Funk Kontakt auf und forderte eine Identifizierung. Gleichzeitig näherte sich das Schiff in schneller Fahrt an. So am Beispiel des Übungsabschnittes in der Nähe der italienischen Insel Sardinien, mit der griechischen Fregatte HS Adrias (F-459). Das beeindruckende Marineschiff der Elli-Klasse, welches auch schon an der EU-geführten Atalanta Mission teilnahm, ist als Universalschiff in der Lage sowohl auf Bedrohungen von Flugzeugen, U-Booten und anderen Kriegsschiffen zu reagieren. Es näherte sich von der (rechten) Steuerbordseite bis auf ca. 500 Meter dem Heck der MV Markab an und forderte unseren Kapitän zum stoppen bzw. dümpeln auf, um eine allgemeine Befragung und Kontrolle durchzuführen. Gleichzeitig stieg vom Deck der Fregatte ein Bordhubschrauber vom Typ S-70B-6 „Aegan Hawk“ auf, und näherte sich als weitere Deckungskomponente von der (linken) Backbordseite an. Wir konnten parallel beobachten, wie sich die Boarding-Teams in ihren schnellen Zodiac-Festrumpfschlauchbooten annäherten, leichtfüßig an Board kletterten und sich zügig auf dem Schiff verteilten. Der Einsatzführer befragte auf der Brücke den Kapitän und kontrollierte gründlich die Ausweispapiere, Schiffsbücher und Ladepapiere. Die internationale Einsatzsprache auf See ist Englisch, daher gibt es selten Verständigungsprobleme. Als Übungseinlage sollten wir uns in diesem Fall als eher unwillig und widerspenstig geben, was zur Folge hatte, dass das Boarding-Team besonders gründlich und robust begann das Schiff zu durchsuchen. Die Offiziere der US-Navy der Kontrollgruppe an Bord, hatten für diesen Zweck mehrere Päckchen mit simulierten Üb-Drogen in den Räumen der Besatzung versteckt. Nach gut einer Stunde wurden diese jedoch von den griechischen Marinesoldaten gefunden und durch einen Schnelltest verifiziert. Das Verhör und die Festnahme des Mannes, der in der Kabine wohnte, war dann nur noch Formsache und lief routiniert ab. Die Übungsleitenden waren zufrieden und äußerten dies auch in der anschließenden Nachbesprechung mit dem Boarding-Team.

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SPARTANAT: Wie gut war die Zusammenarbeit mit dem internationalen Militär?

Lang: Es gab keine Berührungsängste zwischen den internationalen Militärs und den zivilen Übungsteilnehmern. Die militärische Zusammenarbeit war sogar ungewohnt unkompliziert und trotzdem von einer hohen Professionalität gekennzeichnet. Die sehr kameradschaftliche, ja sogar freundliche Stimmung machte die hohe Stundenbelastung recht erträglich. Die US Amerikaner gehen mit der Thematik: „Zusammenarbeit mit Privatunternehmen“, einfach offener um, als wir es von deutscher Seite gewohnt sind.

SPARTANAT: Wie werden die Übungserfahrungen bei ISN umgesetzt (im Bild oben: griechisches Boardingteam)?

Lang: Wo zivile Firmen wertvoll unterstützen oder gar ergänzen können, sollte sich die Bundeswehr bei ihren Auslandeinsätzen zukünftig noch stärker öffnen und Aufgaben delegieren. Wir werden uns weiter um eine engere Zusammenarbeit bemühen.

SPARTANAT: Was sind die nächsten Aufträge der MV Markab und seiner Besatzung?

Lang: Nach der wiederholt guten Zusammenarbeit mit der US-Navy, ergeben sich voraussichtlich weitere Nachfolgeeinsätze im Indischen Ozean. Neben unserem Kerngeschäft, der präventiven Piratenabwehr an der West- und Ostküste Afrikas, stehen unsere Schiffe jedoch auch für internationale Forschungsaufträge oder für die Ölindustrie z.B. als stationäre Taucherplattformen zu Verfügung. Es gibt zahlreiche Interessante Möglichkeiten der Kooperation auf dem maritimen Sektor.

ANTARES CHARTER IM INTERNET: www.antares-charter.com