Zelte gibt es schon seit Jahrhunderten in jeglicher erdenklicher Form. Von schweren Baumwollzelten bis hin zum Silnylon-Ultraleichtzelt – jedes hat seine Daseinsberechtigung, Pro und Contra Argumente und natürlich seinen Einsatzzweck. Streng genommen sind Biwaksäcke auch Zelte. Nur halt eben meist für eine Person und in der Regel auch nur eine Hülle um den Schlafsack herum, um Schutz vor Regen, Schnee, Wind und Insekten zu finden. In der heutigen Zeit gibt es Biwaksäcke aus hauchdünnem und ultraleichten Material um Gewicht zu sparen, sind doch Zelt oder Bivy, Rucksack und Schlafsack die drei größten Gewichtsverbraucher beim Backpacking. Ultraleicht Biwaksäcke haben eigentlich nur die Funktion den Schlafsack zu schützen, wenn man unter einem Tarp schläft – somit übernimmt das Tarp die eigentliche Regenschutzfunktion. Im militärischen Bereich sind Bivys meist schwerer, aber dafür auch robuster und dienen zum einen der Tarnung (ein Bivy hat eine flachere Silhouette als ein Zelt) und zum anderen als einziger Wetterschutz, da in der Regel kein Tarp verwendet wird.

Da fast jedes Land mit einer größeren Armee in der einen oder anderen Form einen Bivy bereitstellt, haben wir hier einmal eine Auswahl an bei uns verfügbaren Bivys zusammengetragen. Dabei wurden nur Modelle ausgewählt, die weitestgehend komplett verschließbar sind. Weiterhin haben wir versucht, eine möglichst Breite Auswahl zu treffen, was Gewicht, Größe und Preis betrifft. Es gibt natürlich auch günstigere Modelle, die auf das Minimum beschränkt sind – so zum Beispiel der Biwaksack der Briten, der nur eine Zugschnur am Kopf hat und über keinen Reißverschluss verfügt – aber wir wollten explizit die etwas „komfortableren“ Biwaksäcke vorstellen und keine Diskussion lostreten, welches denn nun DER Biwaksack ist. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

Am Ende des zweiten Teils des Artikels findet ihr eine Vergleichstabelle mit den wichtigsten Fakten.

Bivy_MSS Den Anfang macht der schon etwas in die Jahre gekommene, aber nach wie vor brauchbare US Army Biwak Sack. Ausgegeben wird dieser als komplettes System mit zwei Schlafsäcken (Sommer/Winter) und Packsack (US Army MSS – Modular Sleep System) und ist in diesem Paket sauschwer und hat ein erbärmliches Packmaß. Der Bivy an sich ist allerdings recht ordentlich vom Gewicht (1020 Gramm) und bietet mit seiner robusten Außenhülle und dem Goretex Laminat guten Schutz für harten Umgang und mieses Wetter. Weiterhin ist er recht großzügig geschnitten und bietet Platz für eine Person und ein wenig Ausrüstung, eine Isomatte sollte man auch mit hineinbekommen. Als einziges hier vorgestellte Modell verfügt der US Army Bivy über keinen Moskitoschutz, was im Sommer natürlich ein klarer Nachteil ist. Dadurch hat man auch den Reißverschluss nicht komplett verschließbar gemacht, damit ein wenig Luftzirkulation entsteht. Man kann zwar durch Goretex atmen, ausprobieren möchte man das aber doch lieber nicht, bevor man noch erstickt. Der Reißverschluss ist wirklich build to last und extrem robust, zusätzlich wird dieser noch von einer Abdeckleiste mit Druckknöpfen geschützt. Fragt man google, findet man viele viele Nutzer, die auf den US Army Bivy schwören, weil er günstig und ultrarobust ist – der perfekte Einsteiger im militärischen Bereich. Den US Army Bivy bekommt man im guten alten Woodland Camo und dem unbrauchbaren ACU zum hier besten Preis ab 50€ bei Ebay.

Bivy_USMCAls nächstes kommt das Modell des US Marine Corps (HIER bereits vorgestellt). Das Corps hatte ebenfalls das MSS im Einsatz und hat vor ein paar Jahren auf das „Improved 3 Season Sleep System“ umgestellt, in dem auch das Improved Bivy Cover Bestandteil ist. Das Set besteht nun nur aus einem Schlafsack + Packsack, da das Corps die Bekleidung der Marines von Level 1-7 miteinbezieht, wenn es um Kälte geht. So soll man quasi einen relativen dünnen Schlafsack mit Level 7 Jacke + Hose auch bei knackigen Minusgraden nutzen können und hat sich so einen Schlafsack gegenüber dem MSS gespart. Der Markenname Goretex taucht auf dem Label nirgendwo auf, hier ist von einer PTFE Membran die Rede – was ungefähr auf das Gleiche hinauslaufen dürfte. Vergleicht man den Sack mit seinem Vorgänger, ist er etwas leichter geworden (ca 100 Gramm), aber auch wesentlich enger – eine Winterisomatte mit ca. 6cm und eine dicker Schlafsack gehen nur, wenn man Rückenschläfer ist. Dafür hat man ihm ein kleines Stück mehr Länge und ein Moskitonetz verpasst. Dieses lässt sich mit einem Drahtbügel aufstellen, damit es einem nicht auf dem Gesicht liegt und so nutzlos ist. Das Material ist etwas dünner als beim MSS Bivy und wirkt empfindlicher, aber die Ripstop Außenhaut sollte einiges abkönnen. Geöffnet werden kann der Bivy zu 3/4, hier hat man Gewicht am Reißverschluss gespart, allerdings auch das Aussteigen etwas erschwert. Am Fußende befinden sich zwei Schlaufen, mit dem man den Sack am Boden fixieren oder zum Trocknen aufhängen kann. Alles in allem ist dieser Bivy eine Verbesserung zum Vorgänger und inzwischen auch bei Ebay (manchmal) zu guten Preisen zu bekommen. Es gibt ihn nur in USMC Coyote Brown.

Bivy_NLIm Mittelfeld unserer Runde steht der sogenannte Hooped Bivy der niederländischen Armee. Er ist, auch was das Gewicht und den Preis angeht, Mittelfeld – nicht aber, was die Ausstattung angeht. Hier wird Goretex verwendet, gefertigt von Carinthia (oder – wie hier vorgestellt – unter Lizenz von einem spanischen Unternehmen Namens Fecsa) und kommt im DPM Tarn der niederländischen Armee. Das Modell von Carinthia ist unter dem Namen „Explorer two“ erhältlich und kostet eine ganze Ecke mehr. Carinthia bietet ihn nur Olivgrün an. Der Hooped Bivy hat seinen Namen vom Gestänge, das im Kopfbereich verwendet wird – hier ist ein halber Ring, der wenn der Bivy mit Häringen am Boden fixiert ist, frei steht und so sehr viel Kopffreiheit bietet. Dort ist auch ein Moskitionetz für gute Belüftung und Insektenschutz untergebracht. Im Sack kann man sich drehen und wenden, ohne dass hier etwas umfällt oder mitbewegt, was einen sehr guten Schlafkomfort verspricht. Die Holländer haben zwei Längen zur Auswahl – Large (wie hier zu sehen) mit 240cm und XLarge mit 270cm. Ein 1.80 großer Mensch kann mit der kürzeren Version bequem noch einen mittelgroßen Rucksack im Fußbereich verstauen und so auch das Gear schützen. Rechts und links findet man auch noch etwas Platz und eine dicke Isomatte bringt man locker unter. Von der Robustheit her würde man den Hooped Bivy neben den MSS Bivy stellen, die geben sich nichts, wenns um den rauen Einsatz geht. Attraktiv bei diesem Modell ist der Preis – i.d.R. findet man es bei Ebay ab 80 Euro und hat damit ein „Rundum sorglos Paket“ mit kleinem Packmass und mäßigem Gewicht bei gutem Komfort.

Fortsetzung folgt