Der Islamische Staat hat vieles in der Welt verändert. Vor allem aber hat er die USA herausgefordert. IS hat sich ein einer Region materialisiert, aus der sich die Amerikaner zurückgezogen (Irak) bzw. in der sie sich zurückgehalten (Syrien) haben. Unter dem Titel „The ISIS Solution“ – HIER die SPARTANAT Buchvorstellung – machen sich ehemalige Angehörige der US Spezialkräfte – Brandon Webb war SEAL, Jack Murphy kommt aus den Special Forces, Peter Nealen ist ehemaliger Recon Marine – Gedanken über Geschichte, Gegenwart und Folgen dessen, was gerade passiert. Wir haben Brandon Webb zum Interview eingeladen und wollten wissen, was dieses Buch einzigartig macht und warum ehemalige SOF Operators jetzt ihre Stimme erheben müssen.

SPARTANAT: Über den Islamischen Staat wird gegenwärtig viel publiziert. Warum unterscheidet sich „ISIS Solution“ von allen anderen Publikationen zum Thema?

Brandon Webb: Unser Buch ist deswegen anders, weil es von Veteranen aus dem Special Operations Bereich geschrieben wurde, mit besonderer Hilfe jener unserer Autoren, die einen nachrichtendienstlichem Hintergrund haben und bei SOFREP schreiben. Wir haben dadurch, wenn wir ein Buch zusammenstellen, eine komplett andere Perspektive als zum Beispiel Autoren aus dem akademischen Bereich. Das meint nicht, dass deren Sicht der Dinge weniger wichtig oder weniger berechtigt wäre, aber wir wägen nicht nur Argumente ab, sondern schlagen konkrete Lösungen vor. Und wir fordern unsere Leser dazu auf, über die aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten, rund um die radikalislamistische Ideologie, ganz anders zu denken.

SPARTANAT: 13 Jahre nachdem der „War on Terror“ begonnen hat, ist „Islamischer Staat“ am halben Weg von Afghanistan nach Europa entstanden. Was ist schief gelaufen? 

Brandon Webb: Meiner Meinung nach – und wir schreiben das auch in unserem Buch – verfolgte die US –Außenpolitik einen sehr schwammigen bis schizophrenen Plan. 2001 hatten wir noch sehr klare Ziele, sind dann aber in immer trübere Gewässer abgedriftet. Wir haben die Ursachen der terroristischen Ideologie aus den Augen verloren und uns statt dessen immer mehr mit der Behandlung der Symptome („killing bad guys“) beschäftigt. Das hat zu dem Ergebnis geführt, das wir wesentlich mehr Instabilität produziert haben, man muss als Beispiel dafür dafür nur nach Nordafrika blicken und sich die gegenwärtige Lage in Afghanistan und im Mittleren Osten anschauen.

SPARTANAT: „ISIS Solution“ ist ein Buch aus der SOF Community. Was ist Eure Prognose für die Zukunft des Islamischen Staates? Wie lange wird es ihn geben? 

Brandon Webb: Daash (ihr eigentlicher Name) hat einen festen Rückhalt in der Region und eine erfahrene militärische Führung, eine Menge ehemaliger irakischer Offiziere bekleiden Funktionen in deren Organisation. Gleichzeitig sind aber der Iran als Power Player im Mittleren Osten und mit ihm Assad in Syrien ihre Gegenspieler. Amerika bringt seine Kräfte langsam – zu langsam, meiner Meinung nach – gegen den Islamischen Staat in Stellung. Das alles zusammen lässt es nur eine Frage der Zeit sein, bis er ausgelöscht sein werden. Ich denke, es wird 18 bis 24 Monate dauern und wir werden des Ende des IS, wie wir ihn jetzt kennen, sehen. Das weit größere Problem ist aber, dass wir neue Lösungen brauchen und ein neues Denken, wie wir die radikalislamistische Ideologie bei ihren Wurzeln packen können. Wie können wir die zukünftigen Terroristen von Morgen verhindern?

SPARTANAT: Gebt den Kurden ihren eigenen Staat. Hoffen auf eine kulturelle Revolution im mittleren Osten. Das sind zwei der Schlüsse, die in diesem Buch gezogen werden. Haltest Du eines dieser zwei Ziele für realistisch?

Brandon Webb: Die Kurden haben bereits de facto einen eigenen Staat, sie sollten ihn auch wirklich haben. Wie Jack Murphy in dem Buch ausführt, wäre ein US unterstützter Kurdenstaat ein starker, westlicher Alliierter in der Region. Unglücklicherweise war Amerika zu langsam im Handeln und die Kurden wurde bisher zwischen den Fronten zerrieben. Wir sehen jetzt, dass sie bereits gezwungen sind Teenager, junge Männer und Frauen, zu rekrutieren.

Die kulturelle Revolution, über die wir reden, muss weniger im Mittleren Osten als vielmehr in den USA stattfinden. Wir müssen über die Art, wie wir regieren, wie wir Außenpolitik machen und durchsetzen und wie wir die Probleme der Welt anders ansprechen nachdenken. Was wir seit 9/11 getan haben, funktioniert nicht. Wie wir im Buch erklären: eine gängige Definition für „Wahnsinn“ wäre, dass man immer das Gleiche tut und dabei andere Ergebnisse erwartet. Es ist höchst an der Zeit, dass wir das Problem ganz anders angehen. Unser Buch ist nicht die Antwort auf diese Herausforderungen, aber es ist Ausgangspunkt um die Entwicklung in diese Richtung voranzutreiben.

BRANDON WEBB ist ehemaliger U.S. Navy SEAL. Zuletzt leitete er in Naval Special Warfare Center die Scharfschützenausbildung für die Westküsten-Teams. Er war mehrmals im Irak und in Afghanistan im Kampfeinsatz. Er ist Vorsitzender des FORCE 12 Media Network, Herausgeber von SpecialOperations.com und selbst Autor bei SOFREP.com sowie New York Times Bestseller Autor (The Red Circle & Benghazi: The Definitive Report). Brandon findet man auf Facebook, Twitter und seiner Website.

The ISIS Solution: How Unconventional Thinking and Special Operations Can Eliminate Radical Islam (SOFREP)“ von Jack Murphy, Brandon Webb und Peter Nealen, St. Martins Press, 2014, 36 Seiten, für den Kindle, Euro 2,87

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