In den Untergrund gehen. Viele reden davon. Manche tun es. Aber anders, als gedacht: „Urban explorations“ entführen zu unbekannten Orten, Überresten menschlicher Geschichte. Ein Riesenreich aus Beton lauert auf seine Entdeckung durch die Bunkerarchäologen, die wir von SPARTANAT heute begleiten. Wir laden euch ein zur „Operation Nachtigall“:

Operation Nachtgal_3Phase 1 – Der Einstieg

Wir bogen um die letzte Kurve und waren endlich am Ziel. Lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet und nun schlug die Stunde Null. Etwas eher als gedacht erreichten wir unseren Treffpunkt. Wir verließen das Auto noch nicht und beobachteten erst ein bisschen die Umgebung. Es war eine kleine Straße in einer Wohnsiedlung und wir hatten das Gefühl, dass die Leute hier genau wissen werden wo wir hinwollen, wenn sie uns in voller Montur sehen. Also lieber noch etwas bedeckt im Auto bleiben bis der Rest des Teams eingetroffen ist. Die Minuten vergingen und die Anspannung wurde größer. Ich will endlich los, dachte ich mir immer wieder.

Plötzlich sah ich im Rückspiegel zwei Scheinwerfer, die direkt auf uns zu fuhren. Wir sind komplett. Schnell aus dem Auto, die Rucksäcke geschultert und los. Wir wollten keine Zeit verlieren und so wenig wie möglich Aufmerksamkeit auf uns ziehen, also verschwanden wir nach wenigen Sekunden in der Dunkelheit. Wir hatten durch den Mond genug Licht, um gerade so zu erkennen wo wir hintreten. Die Lampen blieben komplett aus, denn das Risiko hier schon entdeckt zu werden, bevor wir überhaupt auf dem Gelände ankommen, war viel zu groß. Wir gingen den schmalen Feldweg immer weiter und am Horizont sahen wir schon den dichten Wald. Plötzlich hörten wir hinter uns ein Fahrzeug. Es klang nicht nach einem kleinen Stadt PKW, sondern eher nach einem Geländewagen. Wir rannten in Deckung und schmissen uns in den Entwässerungsgraben direkt neben dem Feld. Ein paar Sekunden später sahen wir auch schon Scheinwerfer, die den Feldweg entlang leuchteten. Wir schauten uns gegenseitig an und gaben uns Zeichen, dass jetzt absolute Ruhe herrschen muss. Die Scheinwerfer kamen immer näher, irgendwann fuhr der Jeep nur wenige Meter an uns vorbei. Wir atmeten auf, doch warteten noch kurz. Wir vermuteten, dass es der Jäger war – zumindestens sollte das kurze Zeit später noch bestätigt werden.

Nach diesem kurzen Schreck ging es zügig weiter, schließlich hatten wir noch einen ordentlichen Fußmarsch vor uns. Nach einiger Zeit durch den dichten Wald blockierten mehrere umgestürzte Bäume den Weg, doch dies sollte das kleinste Hinderniss in der heutigen Nacht werden. Wir überwanden später noch einen Zaun und waren dann endlich auf dem eigentlich Gelände angekommen. Wir hatten uns vorab mögliche Einstiege auf der Karte markiert und so konnten wir nur hoffen, dass einer davon ein Schlupfloch enthält. Der erste Eingang war mit einem riesigen Gittertor versperrt, doch es sah gar nicht mal so schlecht aus. Wir fanden eine Stelle durch die wir uns durchquetschen könnten. Doch dachten wir im ersten Moment nicht an unsere Ausrüstung. Unsere Rucksäcke waren teilweise breiter als wir und eh wir alles auspacken und einzeln durchgeben, wollten wir uns einen alternativ Eingang angucken. Also ging es immer weiter, bergauf und wieder bergab. Der Rucksack wurde immer schwerer, doch wir wollten es nicht riskieren durch fehlende Ausrüstung die Mission abzubrechen und so hatten wir alles dabei was man sich nur vorstellen kann. Nachdem wir uns wieder mehrere Hundertmeter durch dichtes Gestrüpp kämpften und das Gelände sehr hüglig war, kamen wir an unserem vorletzten möglichen Eingang an. Der erste Blick sah sehr gut aus. Es war ein alter Lüftungsschacht und beim Reinleuchten sah man kein Ende. Es gingen zwei Leute mit Funkgeräten nach unten und der Rest hielt oben die Stellung. Kurze Zeit später gab es ein mörderisches Krachen mit sehr intensivem Nachhall. Es war der Jäger. Wahrscheinlich der Jäger, der am Feldrand an uns vorbei gefahren ist. Sofort funkten wir nach unten, ob alles okay ist und wie es dort aussieht. Wir bekamen die Info, dass wir mit der Ausrüstung nachkommen können und der Schacht bis unten ins Innere begehbar ist. Wir wollten gerade los, als der nächste Schuss fiel. Er kann nicht sehr weit weggewesen sein, so laut wie es um uns hallte. Solange er nicht auf uns schießt, soll er herumballern wie er will, dachte ich mir. Wir gingen nach und nach die Leitern nach unten und immer wieder fiel ein Schuss. Insgesamt waren es in kurzer Zeit sechs Schüsse. Ich stellte mir innerlich die Frage ob der Typ vielleicht ein wenig zu viel an der Pulle genuckelt hat, während er Nachts alleine im Hochsitz auf Wild wartet. Nach dem wir ca 40m abstiegen und im Kern der Anlage waren, war mir der Jäger egal, schließlich lagen jetzt Tonnen von Stahlbeton und Erde zwischen uns und seiner Flinte. Wir waren drin und der Eindruck von den ersten Metern war einfach nur gigantisch. Es war etwas völlig anderes als bei der letzten Operation. Der Plan war klar. Auf zum Basislager!

Operation Nachtgal_1Phase 2 – Das Basislager

Nun waren wir also in der Anlage und haben den Einsteig erfolgreich gemeistert. Wir verschafften uns kurz einen kleinen Überblick und bestimmten unseren Standort auf dem Lageplan. Es war ein wahnsinniges Gefühl und wir ließen die Dimensionen ersteinmal auf uns wirken. Es war kein typischer verschachtelter Bunker sondern glich eher einem ausgebauten Bergwerk. Bei der enormen Größe dieser Location kann man sich schnell verlaufen, also hatten wir im Vorfeld ein wenig Kartenmaterial und Lagepläne gesammelt. Wir wollten unser Basislager direkt im Zentrum aufschlagen, schließlich befand sich dort der Bunkertrakt. Wir gingen also endlose gigantische Gänge entlang die so lang waren das man nicht einmal das Ende sah. Immer wieder kamen Abzweigungen, bei denen es links und rechts weiter ins Nichts ging. Nach dem wir mehrere Minuten einen Gang entlang liefen, schauten wir auf unsere Karte in A4 Größe und stellten fest, dass wir gerade einmal 1-2cm laut Plan voran gekommen sind. Erst jetzt wurde uns so richtig bewusst, wie verdammt riesig das Ganze war. Wir liefen immer weiter bis plötzlich, wie aus dem Nichts um die Ecke, der Bunker seinen Einsteig hatte. Wir gingen von Raum zu Raum, vorbei an technischen Betriebsräumen, Schaltanlagen, Lüftungsystemen und Büros. Im hinteren Teil entdeckten wir dann alte Schlafräume bei denen die Betten sogar noch vorhanden waren. Das wäre eigentlich perfekt für das Basislager gewesen, aber leider waren viele schon völlig angegammelt, mit Schimmel übersät und teilweise verbrannt. Es wurde also schnell klar, dass der ursprüngliche Plan, hier zu übernachten, nichts wird. Wir gingen weiter auf der Suche nach einem anderen Raum. Irgendwann kamen wir an eine verzweigte Stelle die uns mit einer Treppe nach oben in ein Lüftungsmaschinenraum führte. Er war perfekt von der Lage und in einem guten Zustand. Außerdem hatte er genug Platz für Isomatten, Schlafsäcke und eine kleine Ecke in der wir später unser Essen zubereiten konnten. An dieser Stelle sei gesagt, dass wir keine Gourmetköche sind und wir unsere Rucksäcke lieber mit Kletterausrüstung und Kameras füllen, als mit Mangosorbet und Trockeneis. Somit gab es später in der Nacht männliche Froschschenkel zum Knabbern. Wir legten also unsere großen Rucksäcke ab und nahmen nur das Nötigste mit zum großen Rundgang. Da wir nun einige Kilometer Fußmarsch innerhalb der Anlage vor uns hatten und es auch immer wieder durch enge Löcher gehen wird, versteckten wir den Großteil der kompletten Ausrüstung im Basislager. Noch einen letzten kleinen Snack bevor es anschließend zum großen Rundgang ging. Wir guckten uns alle noch einmal genau die Karte an und planten grob unsere Tour. Das wir in dieser einen Nacht nicht mal ansatzweise alles sehen können war schnell klar und so entscheiden wir uns für eine große Runde mit einzelnen kleinen Abstechern. Ich schulterte meinen Trinkrucksack und konnte mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. Jetzt konnte der eigentliche Spaß, auf den wir uns schon wochenlang gefreut haben, endlich beginnen. Dieses Gefühl, wieder Sachen zu entdecken und zu erleben, die etwas ganz Besonderes sind, war einfach grandios. Die Dimensionen, die hier auf uns wirkten waren einfach mit nichts anderen vergleichbar. Ich bezweifle sehr stark, dass wir so schnell eine vergleichebare Anlage besuchen werden. Aber eins ist klar, es gibt genug Abenteuer und Herausforderungen die noch auf uns warten. In diesem Sinne gibt es nur noch eins zu sagen. – Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. –

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Phase 3 – Willkommen zu Hause

Nach dem wir uns stundenlang durch die Kilometer langen Gänge gekämpft haben, über Schuttberge, durch enge Löcher und unter riesigen Gesteinsbrocken hindurch, war es nun an der Zeit die verbrauchten Kräfte wieder aufzufüllen. Jeder der einmal bei der Bundeswehr war, kennt sicherlich den Spruch „Ohne Mampf kein Kampf“ und so freuten wir uns schon innerlich auf unser ganz spezielles 5-Sterne-Menü.Wir folgten den letzten Gängen zurück ins Innere der Anlage und erreichten den Bunkertrakt. Ich konnte förmlich die Raviolis durch die engen Schächte rufen hören. Sie wollten endlich baden. Baden in einer herzhaften Suppe aus Tomate und Fleisch. Der Hunger schien mich in eine Art Halluzination zu versetzen und ich sah innerliche tanzende Raviolis die lachend in meinen Mund sprangen. Dann hatten wir es endlich geschafft. Alle Rucksäcke waren noch da und jeder packte sein Festmal aus. Es reichte von EPA, über Dosenravioli bis hin zu Bohneneintopf. Die kleinen Gaskocher fingen an zu zischen und im Essgeschirr blubberte und brodelte es überall. Man kann sich gar nicht vorstellen, was für ein geiles Gefühl es ist, nach solchen Strapazen eine warme Malzeit zu genießen. Man spürt richtig wie der Körper wieder mit Kraft und Tatdrang gefüllt wird.
Nach dem wir noch ein wenig über die Anlage und unseren Rundgang sprachen. Planten wir schon wieder neue bekloppte Aktionen die man anstellen könnte. Es artete ziemlich schnell aus, aber es wird definitiv nicht langweilig. Es war mittlerweile schon nach 5Uhr und ich wollte die ganze Übernachtungsausrüstung nicht umsonst hierher geschleppt haben. Das die Nacht sehr kurz sein wird war klar, aber lieber ein wenig Schlaf als gar keinen. Der Magen war völlig überfüllt, also der perfekte Zeitpunkt um sich in seinen Schlafsack zu packen. Während die anderen noch ihre Süppchen tranken machte ich es mir in meinem Schlafsack gemütlich. Endlich liegen und die Beine gemütlich entspannen. So ein kleines Übernachtungslager in einem Lüftungsraum eines Bunkers, hat schon seinen ganz besonderen Charme. Nach gerade einmal zwei Minuten war ich weg und versank in einem Traum über kommende Operationen.Genau solche Momente sind es an die man sich noch Jahre später erinnert und wahrscheinlich nie vergessen wird. Eine großartige Erfahrung und unglaubliche Eindrücke mit einem perfekten Team.
Danke!

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