Kaum ein Ausrüstungsgegenstand wird von uns so sehr mit dem Soldatenleben assoziiert wie der Helm, kein Wunder ist der Helm doch ein unverzichtbares Stück Ausrüstung, das die Steuerzentrale unseres Körpers schützt. Dabei verwundert es um so mehr dass die Geschichte des ballistischen Helms noch vergleichsweise jung ist und im 20. Jahrhundert, ca. 600 Jahre nach dem erstem dokumentierten Einsatz von Feuerwaffen in Europa beginnt.

Zu Beginn der Grabenkämpfe im 1. Weltkrieg wurden alle Seiten schnell mit einem vermehrten Auftreten von penetrierenden und stumpfen Schädel-Hirn Trauma konfrontiert. Allein auf der deutschen Seite machten Kopfverletzungen durch Primär und Sekundärgeschosse ein Viertel der anfallenden Verluste aus. Dies war die Geburtsstunde des klassischen Stahlhelms. Stahlhelme wurden in verschiedenen Formen von beinahe allen beteiligten Seiten genutzt und fanden auch in den folgenden Konflikten wie dem 2. Weltkrieg, Korea und Vietnam unverändert Verwendung.

Helm_2Mit Vietnam als asymmetrischen Krieg in tropischer Umgebung wurde klar, dass die Schutzwirkung des klassischen Stahlhelms aber auch der mangelnde Tragekomfort (viele Soldaten trugen Ihren Helm nach einer Zeit einfach nicht mehr ) dazu führten, dass die häufigste sofortige Todesursache ein penetrierendes Trauma in der Kopfgegend war. Der klassische M1 Stahlhelm (Bild) der G.I.s wies hierbei zudem eine nicht ausreichende Schutzfläche auf.

Dies führte zusammen mit dem Verlangen nach effektiveren Schutzwesten zum PASGT (Personal Armor System for Ground Troops) Programm der US-Army. Gefordert wurde von den neuen Helmen eine höhere Schutzfläche kombiniert mit einem höherem Gewicht.

Der hieraus resultierende PASGT-Helm bestand nicht mehr aus Stahl, sondern aus der damals neuartigen Kevlarfaser. Insgesamt 29 Lagen Kevlar unter einer Schutzbeschichtung waren bei geringem Gewicht in der Lage eine deutlich höhere Schutzwirkung und Schutzfläche zu gewährleisten. An diesem Konzept eines Kevlarhelms orientierte sich auch die Bundeswehr mit ihrem bis heute in den meisten Truppenteilen verwendeten Gefechtshelm.

Helm_3Trotz all dieser bahnbrechenden Fortschritte war die PASGT-Lösung, für einen Helm, nur kurzweilig im Einsatz. Bereits Mitte der 90er forderten Fahrzeugbesatzungen einen komfortableren Helm, der die Nutzung eines Sprechsatzes erlaubte. Dies führte zur Einführung des CVC (Combat Vehicle Crewman) Helms. Der CVC-Helm fand jedoch nicht nur bei der Panzertruppe regen Anklang, sondern wurde auch von Sondereinheiten begeistert aufgenommen. Grund hierfür waren die Erfahrungen, dass der tiefe Nackenschutz und die breiten „Ohren“ des PASGT Helms zwei bedeutende Nachteile mit sich brachten. Dies waren zum einen ein Verrutschen des Helms vor die Augen des Nutzers beim Hinlegen mit ballistischer Weste, zum Anderem nutzen auch Bodentruppen vermehrt Sprechsätze und auch aktiven Gehörschutz.

Die „Lessons Learned“ aus diesem Zeitraum führten schließlich zur Entwicklung des MICH (Modular Integrated Communications Helmet) in den Schnittmustern TC 2000, 2001 und 2002 für Spezialeinheiten und dem ACH (Im Grunde ein leicht abgewandelter TC 2000) für die Kampftruppe. Der MICH Helm ist seit dem Jahr 2003 erfolgreich bei allen Teilstreitkräften des US-Militärs im Einsatz.

Helm_4Bei den Spezialkräften schläft die Konkurrenz nicht: einrseits geht es um die alte Frage, wie leicht ein Helm sein kann und wieviel er schützen können muss. Andererseits ist der Helm immer mehr mehr als nur ein Kopfschutz. Er wird zu einem integrierten System, das Schutzbrillen, Gehörschutz, IR Lichtmarkierungen, Videokamera, Nachtsichtgerät und noch einige andere Sachen aufnimmt. Ops-Core hat mit seinen Rails am Helm damit einen revolutionäre Entwicklung beflügelt. Crye hat dazu einen anderen Weg mit einem noch leichteren Helm mit zweigeteilter Schale eingeschlagen. Team Wendy zieht gerade mit einem eigenen Angebot an Helmen nach.

Der Weg geht wohl weiter zur Integration von noch mehr Technik am Kopf. BAE Systems präsentierte dieser Tage seinen „Q-Warrior“. Was der kann, zeigt zum Abschluss das Video:

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