Die Entwicklung von taktischer Ausrüstung hat sich seit jeher an den Bedürfnissen der Anwender bzw. an Erkenntnissen aus dem Einsatz und dessen Gegebenheiten orientiert. Einen wirklichen Sprung bzw. den nächsten Schritt konnten wir im Jahr 2012 verfolgen, meint SPARTANAT Autor Markus Jahn. So wurde das Jahr 2012 als Jahr der Hochleistungsgewebe geprägt, welche dazu dienten bereits bestehende Konzepte neu zu überdenken und noch effektiver, vor allem jedoch leichter zu machen.

Dieser Trend ist durchaus nicht neu und aus der Outdoorindustrie schon seit Jahren bekannt. Vor allem in den USA ist das Ultraleicht-Wandern ein Betätigungsfeld in dem jedes Gramm zählt und die Küchenwage als wichtiger Maßstab bei der Ausrüstungsbeschaffung nicht fehlen darf.

Zwar sind die Ansprüche an Ausrüstung für den taktischen Einsatz durchaus strenger als sie es im zivilen Bereich sind, dennoch lassen sich Materialien und Systeme welche den Wetterbedingungen und der Beanspruchung in den Hochgebirgen oder Wüsten dieser Welt trotzen, ebenso für die taktische Anwendung nutzen. Materialien, Designs und Verarbeitungstechniken welche schon seit Jahren in der Outdoorindustrie in diversen Produkten zur Anwendung kommen, hielten und halten somit immer mehr in den Bereich der taktischen Ausrüstung Einzug.

Das Bild des „Tactical Athlete“, des taktischen Hochleistungssportlers, verdeutlicht hierbei den Anspruch dem jeweiligen Anwender ein Rüstzeug zur Hand zu geben, welches ihn, ähnlich einem Leistungssportler aus dem olympischen Bereich, bei der Erreichung seiner Leistung unterstützt und fördert.

Ein Weg hierbei ist vor allem die Reduzierung an Gewicht der persönlichen Ausrüstung. Vor allem erreicht durch den Gebrauch neuer Materialien. So zählt die Abkehr von der Verwendung von 1000D Cordura in den USA schon lange zum Standard, sind die Unterschiede in Punkto Haltbarkeit im Vergleich zum leichteren 500D Cordura doch nur marginal. Letztlich muss auch hier abgewogen werden, ob ein Produkt bis ans Ende eines Lebenszyklus von Bestand sein soll oder für die Dauer des Einsatzes/der Dienstzeit einen entscheidenden Vorteil das Gewicht betreffend bietet.

Das Bild des „Tactical Athlete“, des taktischen Hochleistungssportlers, vergleicht den Operator mit dem Leistungssportler. Beiden soll High-End-Ausrüstung beim Erfüllen ihres Auftrages helfen.

Kann sich dieser doch auf mehrere Kilogramm belaufen ohne hierbei an Leistungsfähigkeit einbüßen zu müssen. Mit Sicherheit verschleißen Systeme aus 500D schneller als solche aus 1000D (im Bild: Tasche aus diesem Material), nur muss hier abgewogen werden, ob dies nicht durchaus in Kauf genommen werden kann, ist der Unterschied doch vernachlässigbar und ein System welches in 500D sofort verschleißt wäre auch in 1000D sofort verschlissen.

Zwar mag die lange Haltbarkeit eines Produktes ein Hauptkriterium für den privaten Anwender sein, für den militärischen sollte dies jedoch nicht primär gelten. Ein gutes Gleichnis mögen hier die auf Hochleistung getrimmten Boliden der Formel 1 sein, welche ebenso mehrere Sätze Reifen in einem Rennen verschleißen.

Ist dies ökonomisch? Nein. Effektiv zum Erreichen des Ziels? Ja. Nichts Anderes sollte für den professionellen Anwender gelten ( hierbei bitte ich zu beachten, dass leichtere Systeme nicht innerhalb eines Einsatzes oder gar Wochenendes verschleißen 😉 )

Aktuell richtet sich der Trend dahin, Materialien welche durchaus schon seit langem auf dem Markt sind auf ihre Nutzung in taktischer Ausrüstung hin zu prüfen. Alles mit dem Ziel Ausrüstung leichter und effektiver machen zu können. Hierbei gilt es bereits bekannte System zu verbessern, sei es durch neue Techniken oder Materialien um einen größtmöglichen Vorteil zu erreichen.

Bekannte Systeme werden überdacht und evolutioniert. Ein Beispiel hierfür ist vor allem der Weg, welchen Blue Force Gear (BFG) (Bild oben: RACK Minus) mit ihrem MOLLE Minus und Helium Whisper System einschlagen. Das bekannte und bereits in breiter Masse genutzte MOLLE System wurde überdacht, verbessert und durch Helium Whisper ersetzt. In der Kombination mit dem ebenfalls durch BFG entwickelten MOLLE Minus System als modularer Plattform  erhält man ein leistungsfähiges System ohne Abstriche in Punkto Haltbarkeit machen zu müssen und das bei drastisch reduzierten Gewicht.

Diesem Trend folgend, werden wir vor allem in näherer Zukunft die verbreitete Nutzung und Einbindung neuer Materialien in bereits bestehende Produkte verfolgen können, um deren Funktionalität zu verbessern und Gewicht zu sparen. Die Abkehr vom traditionellen PALS System hin zu bereits im Träger befindlichen Aufnahmen ( z.B. MOLLE Minus von BFG oder das 6/12 System von First Spear –li. im Bild) wird im Sinne der Gewichtsersparnis immer mehr Verbreitung finden und die Nutzung neuer Materialien unumgänglich machen.
Minimalistische Systeme, die um das jeweilig aufzunehmende Produkt herum konzipiert werden, halten auch weiterhin in den Markt Einzug. Plattenträger in unterschiedlichen Plattengrößen, zugeschnitten auf die betreffende Plattenform sind hierbei nur eines der vielen Beispiele. (S&S Precision bietet derzeit hierbei mit dem Plate Frame – Bild unten – wohl eines der minimalistischsten und produktorientiertesten Systeme.) Im Bereich der Modulartaschen ist der Trend gegenläufig, entweder sind diese so vielfältig wie möglich oder so spezifisch wie nur möglich.

Was die Zukunft bringen wird, so werden Systeme mit Sicherheit noch komplexer, sprich leistungsfähiger. Gleichzeitig sehen wir jedoch ebenso eine Abkehr von voll modularen Varianten hin zu klassischen, sehr spezifischen Trägern und Setups welche sich auf verschiedene Anwendungsgebiete spezialisieren (der Faktor der damit einhergehenden Gewichtsersparnis ist hierbei ebenso nicht zu vernachlässigen).

Die Zukunft betreffend gibt uns ebenso die Auto- oder Luftfahrtindustrie einen guten Einblick in mögliche Entwicklungen. So werden schon heute einige Elemente eher verklebt anstatt geschweißt, da dies eine wesentlich homogenere Verbindung ergibt welche darauf einwirkende Kräfte besser aufnimmt und verteilt. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch auf dem Gebiet der technischen Textilien beobachten, wo schon heute einige Elemente verklebt oder Ultraschall verschweißt werden anstatt diese zu vernähen.

Zum Einen ermöglicht dies, das betreffende Gewebe auch weiterhin ( ohne großen Aufwand ) wasserfest zu halten, da eine Perforation durch das Vernähen ausgeschlossen werden kann, zum anderen eliminiert dies störende Nähte, die damit einhergehende Perforation des jeweiligen Materials und damit dessen partielle Schwächung (gerade bei dünneren Geweben ist dies ein nicht zu verachtender Faktor).

Markus JAHN (Stratagem)

Crye Precision präsentiert bei der Shot Show die AirLite Linie.