Somalia, Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo: Sie gehören zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Jahrelange Kriege und deren Folgen haben sie dazu gemacht. Die Zivilbevölkerung leidet in unvorstellbarem Ausmaß. Für die Mitarbeiter großer humanitärer Organisationen – wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und Ärzte ohne Grenzen (Medicines Sans Frontieres, MSF) – ist Hilfeleistung in diesen Regionen alles andere als einfach. Der beeindruckende Dokumentarfilm „Access to the Danger Zone“ von Eddie Gregoor und Peter Casaer zeigt, wie Hilfe in der Kriegszone funktioniert.

Junge Mädchen, die Babies ihrer Vergewaltiger bekommen, Kinder mit weggefetzten Händen, Männer, die lernen müssen, wieder zu gehen – mit Prothesen: Nothilfe für Menschen in Kriegsgebieten zu leisten, stellt die Organisationen vor unglaubliche Herausforderungen. Zum einen können sie nur helfen, wenn sie selbst unversehrt bleiben. Und das wird immer stärker ein Problem: Mitarbeiter von Hilfsorganisationen werden als Zielscheibe von Gewalt – Entführungen oder sogar Ermordungen – zunehmend beliebter (ihre Arbeit wird nach wie vor als „western agenda“ gesehen). Dann stellt sich die Frage: Wie reagiert man darauf? Abziehen? Bleiben? Und da gilt es abzuwägen: Was passiert im ersteren Fall mit der lokalen Bevölkerung, die ohne Hilfe zurückbleibt? Welches Risiko kann die Organisation gegenüber ihren Mitarbeitern eingehen, ohne sie zusätzlich zu gefährden?

Mitten in Kampfhandlungen humanitäre Hilfe zu leisten, heißt oft auch, mit allen beteiligten Parteien zu verhandeln – auch im Sinne der Sicherheit der Helfer vor Ort. „Access to the Danger Zone“ begleitet humanitäre Helfer an diese Konfliktherde und zeigt wie sie arbeiten.

Ein großes Hemmnis: Die Helfer kommen manchmal nicht bis zu den Opfern durch oder werden zu lange aufgehalten. Auf humanitäre Einsätze mit Waffenschutz verzichten die beiden Organisationen – nur in Somalia, dem „failed state“ Ostafrikas, ist auch das nicht möglich. Ohne Waffenschutz kommt man hier keine zehn Meter weit: „Das wäre, wie wenn man in ein brennendes Haus hineingeht“. Berührungspunkte zum Militär werden vermieden, wo es geht – die Unparteilichkeit als oberstes Prinzip gibt das vor. Dementsprechend sehen das IKRK und MSF private Sicherheitsfirmen und Unternehmen, die unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe politische Interessen verfolgen – Stichwort „winning hearts and minds“ – als äußerst problematisch. Auch militärische Akteure, die oft zivile Aufgaben übernehmen, sollten als solche erkennbar sein. Denn humanitäre Hilfe soll und darf, so die beiden Organisationen, keinem Zweck untergeordnet werden – außer eben dem, Menschen in größter Not bedingungslos zu helfen. Alles andere würde das Vertrauen der Bevölkerung und die Glaubwürdigkeit der humanitären Organisationen untergraben – mit (wenn sich zB die Ansicht durchsetzt, dass alle westlichen Hilfsorganisationen ein verlängerter Arm der USA seien) gefährlichen Folgen für beide Seiten.

„Access to the Danger Zone“ ist eine Dokumentation, die 52 Minuten dauert. Bei Journeyman Pictures kann man den Film als DVD oder als Download erwerben. Hier der Trailer zu dieser sehenswerten Doku:

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