Überleben will jeder. Und am härtesten ist das in der kapitalistischen Welt. Insofern kann man von Bear Grylls halten was man will, aber auch in der Überlebenssituation vermarktet er sich gut. Passend zu seinem Stil hat Craghoppers ein Kleidungsset bestehend aus Hose, Jacke und Hemd herausgegeben. Barthel hat sich für Euch das „Bear Grylls Trek Longsleeve Hemd“ und die passende „Bear Grylls Survivor Hose“ angeschaut. (Alle Bilder zum Vergrößern anklickbar.)

Der erste Eindruck nach dem Auspacken ist erst einmal: „Meine Güte ist das leicht/dünner Stoff“. Kein Wunder bei ~250g fürs Hemd (L) und 450g für die Hose (L).

Beginnen wir mit der Hose:

Als Material kommt Kunstfaser zum Einsatz: Hauptgewebe: 100% Polyamid, Besatz: 94% Polyamid, 6%Elastan, Taschenfutter 100% Polyester. Dieses Material ist extrem schnell trocknend, leicht Wind abweisend, isoliert jedoch kaum und bietet auch wenig Schutz gegen Dornen/spitze Steine.

Die Knöpfe tragen einen dezenten „Bear Grylls“ Aufdruck (re. o.), Aufdrucke sieht man auch (li.) und das Label (re. u.) .

Doch zurück zur Hose (von unten nach oben): Der Beinabschluss ist nicht verstellbar und ist etwa 30mm umgeschlagen und vierfach vernäht, im hinteren Bereich ist innen ein Band eingenäht um das Material zu schützen, wenn es an den Fersen der Hosen reibt (wer kennt das nicht, wenn man hinten ständig drauftritt). An der Innenseite ist ein Besatz aufgenäht der ebenfalls zum Schutz des Gewebes im Knöchelbereich, wo die Schuhe einander berühren können, dient. Weiter oben an den Knien findet sich der leicht elastische Besatz wieder zum Schutz der Knie beim Hinknien.

Auch die aufgesetzten Oberschenkeltaschen sind nichts Außergewöhnliches: Verschlossen mit abgedeckten Slotted Buttons (recht kleine Knöpfe, verglichen mit den britischen Kampfhosen). Allerdings sind diese Taschen unterteilt: Hauptfach zugänglich über die Slotted Buttons, eingebrachte, aufgesetzte Tasche per senkrechtem Reißverschluss. Innen im Hauptfach der rechten Oberschenkeltasche findet sich noch eine Messertasche mit fixem Gummizug, allerdings keine Befestigungsmöglichkeiten für eine Fangleine. Die Taschen an sich wirken klein, bei der Bedienung merkt man, dass der Eingriff etwas knapp gehalten ist, mit Oakley Assault Gloves kann man nicht hineingreifen da der Knöchelschutz nicht hineinpasst. Für eine „Survival“ Hose eine zwiespältige Sache, einerseits will man viel hineinbekommen, andererseits soll es auch nicht herausfallen. Aber man soll trotzdem noch drankommen.

Die Reißverschlusstasche, die innen neonorange (wie alle Taschen) ausgekleidet ist, nimmt lediglich flache Dinge auf z.B. Notizblock, Ausweiskarten oder Ähnliches.

Am Hintern befindet sich ebenfalls Besatz der beim Hinhocken dehnbar sein soll und damit bequemer. Leider ist hier recht „knapp“ gearbeitet. Uns riss beim ersten Mal in die Knie gehen die Naht auf der gesamten Länge auf! Undenkbar, dass so etwas im Ernstfall passieren darf! Zum Glück bietet die Naht ausreichend „Reserve“, dass man sie nachnähen und noch 20mm zusätzlich Stoff geben kann. Die aufgesetzten Gesäßtaschen sind ebenfalls mit verdeckten Slotted Buttons verschlossen. Ein Vorteil der verdeckten Knöpfe ist, dass sie nicht so leicht hängen bleiben.

Die Einschubtaschen vorne sind ebenfalls orange ausgekleidet und auf der rechten Seit ist per Reißverschluss eine verschließbare Tasche für Kleinkram, Schlüssel z.B. eingearbeitet.

Vorne wird die Hose per Reißverschluss zugemacht und oben mit zwei Knöpfen verschlossen.

Eine weitere Besonderheit findet sich am Hosenbund: zum einen ist er – wie der Beinabschluss – mit robustem Band verstärkt, zum andern sind die Gürtelschlaufen doppelt vorhanden und man kann bei den 4 seitlichen Schlaufen je eine Schlaufe per Druckknopf öffnen, praktisch um hier eine Fangleine o. Ä. festzumachen ohne den Gürtel öffnen zu müssen.

Apropos Gürtel: die Schlaufen nehmen grade so einen 40mm Operators Belt von Tactical Assault Gear auf, ein schmalerer Gürtel ist sehr zu empfehlen da die Schlaufen nicht den stabilsten Eindruck machen.

Von Design her bietet die Hose einige interessante und praktische Features. Im Langzeittest zeigt sich aber, dass (abgesehen von der Naht im Gesäß) auch die restlichen Nähte, speziell im Bereich des elastischen Besatzes, qualitativ mangelhaft sind, hier ist definitiv Nacharbeit erforderlich.

Das Material ist recht dünn und auf Bequemlichkeit ausgelegt, dafür recht robust; aber kein Vergleich zu einer Twill BDU oder auch einer normalen Feldhose. Der Style jedoch passt, und im Alltagsgebrauch (wenn man die Nähte ausgebessert hat) trägt sie sich sehr angenehm. Als „Survival“ Hose weist sie noch etwas zu viele Schwächen an den Nähten und dem dünnen Material auf. In der Größe „L“ entspricht sie etwa einer Bundweite von 33″ (und flachem Hintern) und Beinlänge 34″.

Zum Hemd:

Als Material kommt auch hier Kunstfaser zum Einsatz: Hauptgewebe: 100% Polyamid, Besatz: 96% Polyamid, 4%Elastan in feiner Rip-Stop-Webart. Taschenfutter 100% Polyester. Dieses Material ist ebenfalls extrem leicht und schnell trocknend, allerdings von der Robustheit her nicht vergleichbar mit Feldhemden oder z.B. 5.11 Tactical Shirts.

Auch hier weisen die Knöpfe einen dezenten Bear Grylls Schriftzug auf, zudem befindet sich ein „Bear Grylls by CRAGHOPPERs“ Aufdruck über der linken Brusttasche (siehe Bild oben im Artikel).

Der Besatz befindet sich auf den Schultern, um hier eine Beschädigung durch Rucksackriemen zu verhindern, sowie an den Ellbogen, zusätzlich sind am Hemdabschluss unten an den Seiten noch kleine Dreiecke eingenäht um etwas mehr Flexibilität zu gewährleisten.

Die Knopfleiste ist nicht verdeckt und das unterste Knopfloch ist orange eingefasst, ein klares Plus beim Anziehen. Wer schon mal nach dem letzen Knopf gemerkt hat, dass er falsch angefangen hat, wird das zu schätzen wissen. Auch die Knöpfe selbst, die als „Slotted Buttons“ ausgelegt sind, weisen eine interessante Eigenheit auf: im Gegensatz zur „üblichen“ Befestigung der „Slotted Buttons“ geht das Band, welches die Knöpfe hält, von unten nach oben durch und ist auf der freien Länge doppelt vernäht.

Das Hemd hat drei Taschen, welche allesamt mit Reißverschluss verschlossen werden:

Zwei Brusttaschen, bei denen der Reißverschluss verdeckt ist, und eine Oberarmtasche links mit neonorangem Reißverschluss (siehe Bild). Die Zipper sind nicht mit Paracord verlängert; zum besseren Handling wäre das jedoch eine sinnvolle Maßnahme.

Die Brusttaschen sind innen mit orangem Netzgewebe ausgekleidet, die Oberarmtasche hingegen ist ins normale Grundmaterial integriert.

Alle Taschen sind von der Größe her für ein Mobiltelefon oder einen Reisepass geeignet, viel mehr nehmen sie jedoch nicht auf.

Auf dem Rücken ist innen im Hemd ebenfalls oranges Netzmaterial eingenäht und hier befindet sich eine durchgehende Lüftung wie mittlerweile eigentlich Standart bei den Hemden für heiße Regionen. Im Nacken befindet sich ein Schweißband und der Kragen kann mittels Knöpfen fixiert werden.

Der Armabschluss ist hemdtypisch mit Knöpfen geregelt und lässt sich zweifach in der Weite verstellen. Die Ärmel können hochgekrempelt und mittels Laschen und Druckknöpfen fixiert werden. Die Druckknöpfe hier sind aus Kunststoff und „rasten“ nicht wirklich fühlbar ein, zudem löst sich links der Knopf recht gerne, wenn die Oberarmtaschen „beladen“ ist.

FAZIT: Alles in allem ein normales Hemd für heiße Regionen, wie es sie massenhaft von namenhaften Outdoorherstellern gibt (Vaude, The North Face, Mammut etc.), allerdings mit Bear Gryyls Lable und einem nicht zu unterschätzenden Style-Faktor. Das Material ribbelt jedoch recht schnell auf und bildet Fusseln, was eben nicht so schön aussieht, aber der Funktionalität keinen Abbruch tut. Die Nähte sind beim Hemd im Gegensatz zur Hose sauber gearbeitet und das Material trägt sich sehr angenehm auf der Haut und ist auch nicht zu rau um es ohne Unterhemd zu tragen (wer das mal mit einer Feldbluse o. Ä. gemacht hat und einen Wolf an den Nippeln hatte wird das zu schätzen wissen). Im Langzeittest sind die Teile angenehm zu tragen, luftig leicht für heiße Zeiten, für den super robusten Einsatz im Gestrüpp jedoch eher ungeeignet. Alles in allem keine herausragende Preis/Leistung, das können andere Hersteller ähnlich gut oder besser, allerdings vom Schnitt her durchaus durchdacht und mit einigen kleinen Besonderheiten die man woanders vergeblich sucht.

Das Bear Grylls Craghoppers Hemd gibt es in weiß (metal) und schwarz (black pepper), die Hose ist in Weiß, Olive und Schwarz verfügbar. Beim ASMC zahlt man für die Hose € 79,99  und € 69,99 das Hemd. Die dazugehörige Jacke, die wir nicht vorgestellt haben, kommt in Dark Khaki und kostet € 179,–.

Hier nochmal die vollständige Ansicht von Bear Grylls Craghoppers Hose & Hemd im Dauereinsatz in einer ariden Gegend im Nahen Osten.