Der Rummel im Vorfeld war ja gigantisch. Einer, der dabei war bei Neptune Spear, also jener Operation im Rahmen derer Osama Bin Laden getötet wurde, schreibt ein Buch. „Opsec“ klingelte es da. Und wie kann er nur … Die Aufregung hat genutzt und das Buch hat flott den Soft-Porno-Dauerbrenner „Shades of Grey“ von der Bestsellerliste verdrängt. Dabei ist gar kein Sex drinnen – und auch ansonsten erfährt man wenig Neues. Nur das nebulöse Ende Osamas – mal hatte er gekämpft, mal sich hinter seinen Mädels versteckt – ist nun klar: Osama lugte aus der Tür als der Pointman des Teams die Treppe raufkam und ihn erschoß. Die eindringende Gruppe ging dann auf Nummer sicher, setze auf den Toten zusätzlich ein paar Brustschüsse. Die Waffen in Osamas Zimmer waren jedenfalls ungeladen. Ansonsten deckt sich der Ablauf flächig mit dem, was man vorher schon wusste (wir haben berichtet). – Trotzdem ist das ein gutes Buch. „Owen“ beschreibt seinen Weg zu den SEALS und wie er über das Green Team, die interne Rekrutierungseinheit, bei DEVGRU aufgenommen wurde. Wie gesagt, keine Geheimnisse, aber doch bekommt SEAL Team VI so ein Gesicht, wenn die Einsatzmentalität beschrieben wird, die Moral der Silent Professionals, das Leistungsdenken, der Humor. Präsentiert werden auch Einsätze in Afghanistan, die Schilderungen decken sich mit jenen aus dem Buch über Adam Lee Brown.

Sehr wohl erwähnt Owen unterschiedliche Herangehensweisen wenn DEVGRU in Afghanistan Direct Action Einsätze durchführt: Anfangs flog man Ziele direkt an, seilte sich ab und griff sozusagen von oben an. Später wurde außer Hörweite gelandet und anmarschiert und unter Ausnutzung der Überraschung angegriffen. Letztzustand: Gebäude umkreisen, mit Lautsprecher zum Aufgeben auffordern. Sehr zur Frustration der Elite-Soldaten, denn wer nicht mit Waffe angetroffen wird, darf nicht bekämpft werden. Auch die Taliban wissen das und sind so nach einer Verhaftung Wochen später wieder in Freiheit und im geschäft. Aber die politische Rücksichtnahme will es so …

Sehr dezidiert stellt Owen fest, dass es die Männer und Frauen der CIA und die Männer von DEVGRU waren, die Osama erwischt haben – auch wenn sie wissen, dass die damit Obama die Wiederwahl sichern. Überhaupt scheinen DEVGRUs eher Republikaner zu sein, der jetzige Präsident kommt im Buch nicht gut weg. Warum Owen redet? Er meint, dass die politische Ebene bereits die ganze Geschichte „geleakt“ hat. Er wolle sie aus der Sicht der Soldaten erzählen, die selbst dabei waren. Der Blick ist dabei sehr direkt: Owen bewegte sich direkt hinter dem Pointman, der Osama erschoss, war im Raum mit der Leiche des Terrorfürsten. (Zum Ablauf von Neptunes Spear: siehe das Interview mit „Owen“ von CBS 60 Minutes unten.)

Insgesamt ein spannendes Buch, das vom Co-Autor Kevin Maurer sehr gut geschrieben wurde. Unaufgeregt, informativ, gut lesbar – aber auch gehypt und überbewertet. Easy Reading mit großen Buchstaben, andere machen mit so wenig Text halb so dicke Bücher.

No Easy Day: The Only First-hand Account of the Navy Seal Mission that Killed Osama bin Laden“ von Mark Owen with Kevin Maurer, Penguin Books, 2012, 300 Seiten. Das Buch gibt es im Buchhandel oder bei Amazon um Euro 16,95. Die deutsche Ausgabe „Mission erfüllt: Navy Seals im Einsatz: Wie wir Osama bin Laden aufspürten und zur Strecke brachten“ erscheint demnächst.

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